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Grunewald: Telekinetische Einwirkungen. 453
An dieser Stelle möchte es aber der Referent nicht unterlassen,
Herrn Direktor Vett-Kopenhagen seinen ganz besonderen Dank auszusprechen
, da durch seine tatkräftige Unterstützung auch diese Expedition
auf das Land möglich gemacht wurde, die im übrigen gezeigt
hat, daß die bereits alten Pläne des Referenten, betreffend ein ambulantes
mediumistisches Laboratorium*), sehr wohl mit bestem Erfolg
realisierbar sind. Den ersten Beweis dafür hat eben die vom rein technischen
Gesichtspunkt aus an sich schon sehr interessante Reise aufs
Land geliefert.
Nun sei noch auf einige psychologische Momente hingewiesen,
welche für die Beurteilung der bei den beschriebenen Versuchen erhaltenen
Resultate von besonderer Bedeutung sind.
Als der Referent in das Haus der Versuchsperson kam, xVnfang
April 1923, waren erst wenige Wochen vergangen iseit der sensationellen
„Entlarvung" Einer Nielsens in Kristiania, zu welcher der Referent
ja in engster Beziehung stand und andererseits auch die Versuchsperson,
die mit Einer Nielsen gemeinsam aufgewachsen ist. So war es natür-
Jich', daß die Angelegenheit eingehend besprochen wurde. Durch eine
mißverstandene, leicht und ahnungslos in humoristischer Weise hingeworfene
Bemerkung des Referenten wurde nun schon am ersten
Tage seines Aufenthaltes eii* gewisses Mißtrauen der Versuchsperson
ausgelöst, das bestimmend werden sollte für die folgende Versuchsperiode
. Obwohl die Versuchsperson die Einstellung des Referenten sehr
gut kannte und sie auch einsehen konnte, daß sein Vertrauen zu ihr trotz
der zur Vorsicht malmenden Kristiania-Affäre unverändert geblieben
war, vermochte sie doch in den folgenden drei Wochen nie ganz das
durch die genannte Bemerkung ausgelöste Mißtrauen los zu werden,
das in der Vorstellung gipfelte: diesmal sei der Referent mit seiner*
Apparaten gekommen, um sie zu „entlarven".
So war die Versuchsperson sofort irritiert, als sie in der ersten mit
der Drehspiegel ein richtung unternommenen Sitzung an den Bewegungen
des einen der Lichtzeiger der Registriereinrichtung erkennen
konnte, daß der Tiscli Bewegungen machte, welche als Beweis für ein
betrügerisches Wirken ausgelegt werden konnten. Sobald die Versuchsperson
diese Lichtzeigerbewegungen wahrnahm, war es nicht mehr
möglich, solch große Amplituden des Wagebalkens zu erhalten, wie
sie in der allerersten Sitzung in ihrem Hause zustande gekommen und
auch registriert worden waren. Aus diesem Grunde kam der Referent
nicht dazu, sein vorgesetztes Programm durchzuführen. Er mußte in
den Anfängen stecken bleiben. Die Wage wurde deshalb bei allen im
*) das vor allem dienen könnte zur Untersuchung von Spukphänomenen
an Ort und Stelle, zur Prüfung von Privatmedien in ihrem Heim,
zur Anstellung von statistischen Massenuntersuchungen zum Studium der
Verbreitung medialer Fähigkeiten, zur erzieherischen Beeinflussung und Kontrolle
d^r Arbeit in Dilettantenkreisen und S^amilienzirkeln usw. usw. Siehe
hierzu auch den Aufsatz des Ref. über „Oekonomie der Forschung" in
dieser Zeitschrift. (Maiheft.)
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