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Grunewald: Telekinetische Einwirkungen. 455
dazu zu bringen war, vorübergehend wenigstens zu der in Kopenhagen
gepflegten Methode der offenbar direkten Beeinflussung der Wag»
überzugehen. Entsprechend gestellte Fragen nach dem Grunde für
dies Verhalten wurden durch „Dr. Lazarus" nur damit beantwortet,
daß die Versuchsperson zur Zeit zu schwach sei, um direkt auf die
Wage wirken zu können und daß diese Schwäche bedingt sei in der
vielerlei Arbeit und der Unruhe, welche die Führung des Haushaltes
der Versuchsperson verursachte. Mit Bezug hierauf ist allerdings festzustellen
, daß die Versuchsperson in Kopenhagen unter wesentlich
günstigeren Umständen sich befand als in ihrem Heim. In Kopenhagen
war sie dauernd zu Besuch und frei von jeder Arbeit, während sie zu
Hause durch Hausfrauenpflichten allzusehr abgelenkt wurde. In Kopenhagen
konnte sie vormittags und nachmittags mehrere Stunden mit
Sitzungen zubringen und dann sogar noch am Abend während
mehrerer Stunden Phänomene produzieren} während sie zu Hause nur
am Abend frei wurde für eine regelrechte Experimentalsitzung.
Im besonderen möchte der Referent aber darauf hinweisen, daß
die Versuchsperson ein selten geeignetes Exemplar ihrer Art ist. Sie
stand, wie gesagt, in Kopenhagen vom frühen Morgen bis in die späte
Nacht für Versuche zur Verfügung, die im allgemeinen stets erfolgreich
' verliefen, während Mißerfolge wesentlich nur durch Gemütsdepression
verursacht werden konnten. In diesem Sinne ist die Versuchsperson
als ideal zu bezeichnen. Man konnte sie gewissermaßen wie
einen elektrischen Akkumulator benutzen, den man zu physikalischen
Versuchen zur Hand nimmt, wenn man ihn gerade braucht und ihn
zur Seite stellt, wenn es einem beliebt. Eine Versuchsperson von solch
idealen Eigenschaften ist dem Referenten noch nicht vorgekommen.
Daß ihre Phänomene nicht eigentlich glänzende, nicht besonders
kräftige, waren, hat für den ernsten Untersucher nur untergeordnete
Bedeutung, da ihm wesentlich daran gelegen ist, in der Versuchsperson
überhaupt ein in jedem Augenblick verfügbares Instrument zur Erzielung
möglichst immer ein und desselben Phänomens zu besitzen,
um dies bis zu den letzten Möglichkeiten unter fortgesetzt veränderten
Bedingungen studieren zu können.
Erwähnt mag noch werden, daß die Versuchsperson eine besondre
Vorliebe für starken Kaffee hatte. Zuhause wurde bei ihr am Tage
fünf bis sechs mal Kaffee getrunken. In Kopenhagen mußte oft mitten
in den Sitzungen eine Kaffeepause eingeschaltet werden. Wenn die
Phänomene schwach wurden oder ganz aussetzten, verlangte gewöhnlich
„Dr. Lazarus" zu seiner Stärkung Kaffee. Diesem Umstand entsprechend
war im Laboratorium des Referenten alles an Utensilien zur
Bereitung und Verabfolgung von bestem Kaffee und Kuchen angeschafft
worden. Dabei mußte der Kaffee unbedingt auf dem Experimentiertisch
eingenommen werden. Daß dies gewisse technische Schwierigkeiten
beim Aufbau der Versuchsanordnungen verursachte, ist wohl
ohne weiteres verständlich. Dies Verlangen der Versuchsperson, den
Kaffee auf dem Experimentiertisch serviert zu erhalten, für welches
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