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Vom Büchertisch
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sonderen wahrscheinlich ein Mittel an die Hand geben, den physiologischen
Zustand von Versuchspersonen nach der mediumistischen Seite
hin einer Kontrolle zu unterwerfen und somit Beziehungen aufzudecken
, welche geeignet erscheinen, einiges Licht zu werfen auf die
energetischen Zusammenhänge zwischen den außerhalb des Körpers der
Medien auftretenden mediumistischen Phänomenen und den in Verbindung
damit innerhalb desselben ablaufenden physiologischen Prozessen.
Vorn Riicherti^ch.
Sämtliche Schriften der heiligen Theresia von Jesu. Neue deutsche Ausgabe
nach den autographierten und anderen spanischen Originalen
bearbeitet und vermehrt von Fr. Petrus de Alcäntara a. S. Maria
und Fr. Aloisius ab Immaculata Conceptione. 8 Bände, Regensburg
1903—1915. Santa Madre Teresa de Jesus, Libro
de su Vida, Leipzig, Insel-Verlag 1921.
Mitten im Kriege1 ist diese seit langen Jahren im Erscheinen begriffen
gewesene Uebersetzung der Schriften der heiligen Therese endlich
fertig geworden, nachdem der erste der beiden Uebersetzer vor
ihrem Abschluß gestorben ist und an seine Stelle der zweite trat. Wenn
iöh d)a$ Werk an dieser Stelle anzeige, so geschieht es, weil es sich
um die Schriften einer ekstatischen spanischen Mystikerin des 16. Jahrhunderts
handelt, die zu den hervorragendsten religions-psychologischeti;
Quellen über ekstatische Zustände gehören, die wir überhaupt besitzen.
Sie sind fre; von der spekulativen Ausdeutung, die Eckerts seinen psychischen
Zuständen zuteil werden läßt und diese bei ihm stark verschleiern
, sie geben eine relativ psychologisch reine, überaus klare Darstellung
seelischer Zustände; was an theologischem Sprachgewand sie
umkleidet, läßt sich leicht abstreifen. Seit Ribot in seinen psychopatho-
logischen Monographien auf die heilige Therese eingegangen ist, ist
man auf ihre Schriften mit Recht immer wieder zurückgekommen,
und so kann auch die neue Uebersetzung das Interesse der Psychologen
in Anspruch nehmen.
Es ist nicht die erste Uebersetzung der Schriften der heiligen
Therese. Der neue Herausgeber gibt an, mindestens dreizehn verschiedene
Ausgaben und Auflagen solcher zu kennen. Sie gehen teilweise
bis ins 17. Jahrhundert zurück, aber auch noch im 19. erschienen
mehrere neue. Die Qualität dieser früheren Uebersetzungen läßt zum
Teil viel zu wünschen t übrig. Beim Vergleichen mit dem spanischen
Original hat sich nur seinerzeit ergeben, daß die älteren Uebersetzungen
aus dem 17. Jahrhundert, denen des 19. Jahrhunderts vorzuziehen sind,
die an manchen Stellen unverständlich und verworren sind. Die neue!
Uebersetzung, geht, wie die Vorrede sagt, überall auf die letzten Quellen
zurück (die noch vorhandenen Originalmanuskripte sind in den achtziger
Jahren photolithographisch vervielfältigt worden). Sie macht, soweit
ich sehe, denn auch durchweg den Eindruck voller Sorgfalt und Zuverlässigkeit
.
Weniger zusagend sind für den modernen Forscher die Einleitungen
der Herausgeber. Wie die ganze Uebersetzung im Dienste katholischer
religiöser Tendenzen veranstaltet worden ist, so sind auch die Einleitungen
für den katholisch rechtgläubigen Benutzer berechnet. Immerhin
handelt es sich lediglich um eine Aeußerlichkeit, die im Grunde
belanglos ist, und die dem meisten religionsgeschichtlichen Material
in dieser oder jener Gestalt zu eigen ist.
Die Ausgabe ist jetzt die vollständigste, welche überhaupt vorhanden
ist; das gilt namentlich auch für die Sammlung der Briefe der heiligen
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