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Tischner: Zur Geschichte der Materialisationserscheinungen. 471
Ein weiterer Untersucher, der nähere Beobachtungen über die
Bildung der Materialisationen machte, war der Arehidiakon Colley
bei dem Medium Monck im Jahre 1877; und zwar fanden diese
Sitzungen bei hellem Tageslicht oder bei Gasbeleuchtung von drei
Flammen statt. Aus einer Sitzung mit letzterer Beleuchtung beschreibt
er den Vorgang folgendermaßen: „Wenn wir eine Materialisation erwarteten
, dann sah man sich durch die schwarze Kleidung des Mediums
hindurch wie aus einem Dampfkessel ein wenig unterhalb der linken
Brust eine nebelartige Schnur erheben, die kaum sichtbar war, solange
sie sich nur ein bis zwei Zoll vom Körper entfernt befand. Dann
bildete diese Schnur allmählich eine Art Wolke, aus der unsere psychischen
Besucher heraustraten, indem sie sich anscheinend dieses fluidi-
schen Dampfes bedienten, um daraus die weiten, weißen Gewänder zu
formen, mit denen sie bekleidet waren.*' Weiter berichtet er, daß die
Masse nachher wieder in den Körper des Mediums zurücktrat. So unglaublich
auch einiges von dem, was uns Colley weiter berichtet,
klingen mag, ich habe diese Stelle angeführt, da sie in der neueren
Zeit durch die Beobachtungen verschiedener Beobachter bestätigt
worden sind. Wenn wir z. ß. hören, daß erst einige Zoll vom Körper
sich die Massen so verdichteten um gut sichtbar zu werden, so erinnert
das an die Unters uchungen von Crawford, und an seine Mitteilungen,
daß in der Nähe des Körpers die materialisierten Massen durch feine
Gewebe hindurchdringen, weiter vom Körper entfernt, jedoch nur
durch ganz grobmaschiges. Beides deutet darauf hin, daß erst in
einiger Entfernung vom Körper die Verdichtung stattfindet. Und was
Crookes sowohl wie Colley sagen, wird durch die Feststellungen von
B i s s o n und Schrenck- Notzing an Eva C. bestätigt, auch sie
betonten den rauchartigen Charakter der Anfangsgebilde und erwähnen,
daß sie in den Körper des Mediums zurückkehren.
Der berühmte Naturforscher W a 11 a c e weiß über ganz ähnliche
Beobachtungen bei Monck zu berichten; auch er sah bei guter Beleuchtung
den weißen Dampf austreten, sich eine Gestalt bilden und dann
wieder in den Körper zurückgehen.
Bald nacli den Colleyschen Untersuchungen machte Zöllner seine
berühmten Experimente mit Slade (1877—78), auch über diese kann
man nich!, wie die Gegner es tun, mit einer Handbewegung zur Tagesordnung
ubergeiien, wenn man sich gewiß auch manches dabei
anders wünschen möchte. Vieles ist unter den besten Beleuchtungsverhältnissen
(bei gutem Tageslicht oder Gasbeleuchtung) beobachtet
worden unter Bedingungen, daß Zöllner und die andern Beobachter
schon Idioten oder ganz leichtfertig beobachtende und urteilende Gelehrte
gewesen sein müßten, wenn sie nichts von Betrug gemerkt hätten.
Das gilt besonders auch von den vorkommenden Materialisationserscheinungen
, indem z. B. Zöllner mehrere Mal hintereinander eine
Hand unter dem Tisch hervorkommen sah, die er mindestens zwei Minuten
beobachten konnte (vgl. Zöllner: „Vierte Dimension und Okkultismus
", herausgegeben von R. Tischner, Leipzig, 1922, S. 671.
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