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Tischner: Zur Geschichte der Materialisationserscheinungen. 473
Gestalt nennt er ,,Eidolon" und spricht von einer „eidolomagischen
Kraft" der Seele. Allerdings hat Daumer diese Theorie aufgestellt, um
gewisse Gespenstererscheinungen als objektiv-real zu erklären, aber es
versteht sich >on selbst, daß sie ohne weiteres auch auf anderweitige
Materialisationen anwendbar ist.
Verwandte Anschauungen finden wir dann weiterhin auch
bei dem Münchener Philosophen Johannes II über (Nord und Süd
1879). Er schreibt: „Selbst die sogenannten Materialisationen, wenn
ihnen etwas Tatsächliches zugrunde liegt, würden auf diese Weise
natürlich begreiflich; denn entweder sind sie die Reflexionen von
Phantasiebildern der Medien in das Bewußtsein der Anwesenden, die
in diesen durch Projektion in die Sinnesorgane sich sensuell gestalten,
oder es sind wirklich vorübergehende objektive Bildungen, ähnlich
wie jeder Ton als flüchtige Gestalt in der Luft schwebt, und die dann
dadurch entstehen, daß jene Phantasien an stattfindenden Effluvien
aus dem Organismus des Mediums einen Stoff zur Verkörperung erhalten
." Aus seinen weiteren Ausführungen seien noch folgende bemerkenswerten
Sätze wiedergegeben: „Mehr als er ahnt, streift der
Naturalismus an den Spiritismus. Wenn Strauß die psychischen Akte
in die Kette der physikalischen Aktionen einreihte und als eine Transformation
von mechanischer Bewegung und Wärme auffaßte, wie
nahe lag ihm da der Schluß, daß Vorstellung und Willen, wie sie sich
aus der Bew egung der Materie gebildet haben sollen, sich auch wieder
in solche zurückverwandeln und nun, aus dem Organismus in die
Außenwelt abfließend und übergehend in derselben Wirkungen hervorrufen
, die uns, weil wir mit unsern Sinnen die Wellenkreise, welche
die vom Organismus ausgebenden Bewegungen erregen, nicht verfolgen
können, als mechanisch unvermittelte Wirkungen in die Ferne sich
darstellen würden. Ja, warum sollte nach dieser Hypothese sich nicht eine
lebhafte Phantasie in ein objektives Bild verwandeln können?" Diese
hier als Folgerungen aus materialistischen Voraussetzungen entwickelten
Gedanken führte dann später Eduard von Hartmann auf spiri-
tualistisch-dynamischer Grundlage weiter aus, während in unserer Zeit
Ludwig Staudenmaier in der Tat diese hier von Huber angedeuteten
Konsequenzen des Materialismus zur Grundlage seiner Theorie
machte. (Die Magie als experimentelle Naturwissenschaft, Leipzig, 1912.)
Als einer der frühesten Vertreter einer ideoplastisehen Theorie der
Materialisationen sei dann noch J a n i s c h genannt (Psych. Stud., 1880).
Es würde hier zu weit führen, die weitere Entwicklung der Erforschung
des Gebietes, was seine Tatsächlichkeit und seine Theorie
anlangt, zu verfolgen. Wir sehen jedenfalls, daß schon in den 70 er
Jahren ein beachtliches Material von verschiedensten Seiten beigebracht
worden ist, und daß man auch schon damals Beobachtungen über
Einzelheiten in der Entwicklung der Materialisationen gemacht hat
und es ist bemerkenswert, wie das damals Gefundene sich mit dem jetzt
Festgestellten in hohem Maße deckt; eine solche Kontinuität und Harmonie
ist ein gute* Zeichen für die Richtigkeit der Befunde und kann
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