Freiburger historische Bestände - digital

476 Psychische Studien. LI. Jahrgang. 8. Heft. (August 1924.)

Gattin, die an seiner Seite saß, sehen, daß die Hände einer Gestalt, die
sich außerhalb des Kabinetts zeigte, ganz klein waren, bei weitem
kleiner als die Hände des Mediums. Und einmal, als die Gardinen auf
der linken Seite von der Wand abgezogen wurden, sah meine Gattin
zwei weiße Gestalten innerhalb des Kabinetts, die eine in der Ecke zur
linken Seite des Mediums, die andere gleichsam nach und nach aus
dem Schoß des Mediums herauswachsend. Das Medium neigt© sich dabei
im Stuhl zurück und lehnte den Kopf über die Stuhllehne hinüber.

Bei der dritten Seance ereignete sich ein unglücklicher Zwischenfall
. Einige Mitglieder der Gesellschaft, die vorher nicht an den
Sitzungen teilgenommen hatten, waren neu zugelassen worden und
nachdem die Manifestationen gut in Gang gekommen waren, unterbrach
einer der neuen Sitzungsteilnehmer die Kette, zog die Hand zu
sich, sprang auf und ergriff das Gewand der Gestalt, die in diesem*
Augenblick außerhalb des Kabinetts stand. Das Gewand wurde zerrissen
, und die Gestalt verschwand plötzlich innerhalb des Kabinetts.
Einige der Sitzungsteilnehmer wurden von Mißmut ergriffen, und
einige wenige hatten das Gefühl eines ziemlich starken Schmerzes.
Bei einigen der Betroffenen dauerte die Unpäßlichkeit denfganzen Tag.
Das Medium brauchte ungewöhnlich lange Zeit, um aus dem Trancezustand
zu kommen und war danach krank.

Nachdem es den Anschein gewonnen hatte, daß das Medium wieder
zu Kräften gekommen war, begannen die Sitzungen von neuem Anfangs
fielen diese ganz negativ aus. Und nachdem die Manifestationen
wieder eingesetzt halten, erhielten wir ab und zu negative Sitzungen.
Dennoch können >\ir nicht andres sagen, als daß die Resultate sehr
gute gewesen sind.

Ich komme nun zu unsern Kon troll Veranstaltungen.

Ich muß mir da zuerst gestatten, die Aufmerksamkeit des Lesers
darauf hinzulenken, daß verschiedene der Sitzungsteilnehmer die Gestalten
gleichzeitig mit dem Medium zusammen gesehen haben. Die
Erscheinungen, die man auf diese Weise sieht, können nicht im gewöhnlichen
Sinne das Medium selbst sein. Wenn hier von Betrug gesprochen
werden soll, so muß sich das Medium mit einer ganzen Menge
von Dingen ausgerüstet haben, um uns damit zu betrügen - nicht
allein mit dünnem Stoff, sondern auch mit Apparaten, auf die es den
Stoff hängen konnte. Und wenn wir uns auch nur an die Gestalten,
halten, die wir außerhalb des Kabinetts gesehen haben, und annehmen,
daß Herr Nielsen selbst sich in diesen Gewändern, die im übrigen sehr
verschieden waren, zeigten, so ist es augenscheinlich, daß er sich entweder
mit Stoff für die Gewänder oder auch mit den vollständig
fertigen Gewändern versehen haben muß, was das Wahrscheinlichste
sein würde.

Es erscheint mir in hohem Grade unwahrscheinlich, daß wir die
Ausrüstung nicht schon vor Beginn der Testseancen hätten finden
können, falls Herr Nielsen diese mitgebracht haben sollte. Er brachte
einen kleinen Handkoffer mit dem allernotwendigsten Zeug mit. Er