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Grunewald: Die Seancen in Reykjavik mit dem Medium Einer Nielsen. 477
wohnte in unserm Haus die ganze Zeit über, während er sich hier aufhielt
, und wir hatten die beste Gelegenheit — die wir auch gleich von
Anfang ausnutzten — um alle seine Sachen nachzusehen.
Aber wir suchten nicht früher bei ihm selbst etwas als unmittelbar
nach der dritten Seance, von der ich schon gesprochen habe. Die
Kontrolle „Mika" verstand den Auftritt, den ich beschrieben habe, derart
, daß das Medium in den Verdacht des Betruges gekommen war,
was ganz gewiß auch der Fall war. Deshalb forderte „Mika", daß
Herr Nielsen schon in Trancezustand untersucht werden solle. Diese
Untersuchung wurde von drei Sitzungsteilnehmern vorgenommen. Das
Medium wurde vollständig entkleidet, und alle seine Kleider wurden
genau untersucht. Es fand sich nicht das geringste Verdächtige.
Aber natürlich muß das Hauptgewicht auf die Untersuchung gelegt
werden, die das Komitee vorgenommen hat, das für die Kontrollsitzungen
besonders eingesetzt wurde. Dies bestand, wie das schon auf
lelegraphischem Wege der Presse mitgeteilt worden ist, aus dem Oberrechtsanwalt
Pall Einarsson, dem Professor der Theologie Haraldur
iNielsson, dem Spezialarzt Halldcr Hansen, dem Dozenten an der Universität
Arzt Gudmundur Thoroddsen und dem Unterzeichneten. Die
Mitglieder des Komitees haben folgenden Bericht über die Untersuchung
unterschrieben:
Bericht des Komitees.
„Am 19. und 21. März 1924 versammelten wir Unterzeichneten
uns im Sitzungszimmer um 71/4 Uhr abends, um das Zimmer zu untersuchen
, insbesondre das Kabinett; dessen Umgebung und das Medium.
Die Untersuchung fand statt bei ausgezeichnetem elektrischem Licht.
Wir begannen damit, die Wände und den Boden des Kabinetts zu
untersuchen. Der Boden ist von Stein und auf diesem befindet sich
zu unterst eine Lage von Pappe, danach Linoleum und auf diesem
liegt ein Teppich, der den größten Teil des Bodens im Kabinett bedeckt
. Alle diese Schichten wurden ein gutes Stück über das Kabinett
hinaus bloßgelegt, und alles wurde genau untersucht.
Danach wurde der Kabinettvorhang untersucht. Dieser hing an
einer Stange oben an der Decke. Der Vorhang war schwarz, 275 cm
lang und zusammen 263 cm breit und in der Mitte offen. Der Stoff
des Vorhangs bestand aus schwarzem Lasting und war ohne Futter.
Danach wurde der Stuhl im Kabinett untersucht, ein kleiner Lehnstuhl
mit Federn unter dem Sitz und mit Plüsch' bezogen. Wir führten die
Hände in die Zwischenräume und fühlten alles gewissenhaft ab, dort
wo der Sitz die Armlehnen und die Rückenlehne berührt, auch wurde
der Stuhl umgewendet und wurden die Federn genau untersucht, samt
den Bändern, welche diese zusammenhalten. Insbesondere stellen wir
fest, daß an keiner Stelle irgend eine Ritze oder eine Verletzung der
Säume vorhanden war.
Danach untersuchten wir gewissenhaft die Stühle, die dem Kabinett
am nächsten standen und von denen man annehmen konnte, daß
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