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482 Psychische Studien, LI. Jahrgang. 8. Heft. (August 1924.)
Als Unterlage für seine Angriffe benutzt Moll ein Protokoll dieser
Sitzung, das ich', wegen des Hauptphänomens, eines „Reifenapports
", kurz als „Rei f enpr o tokoll" bezeichnen will und das
er schon früher in Vorträgen als Waffe benutzt hatte, wobei leider den
Angegriffenen eine Diskussion unmöglich gemacht oder erschwert
worden war. Er selbst hat sich mit recht unhöflicher Begründung
einer Einladung zur Diskussion in der Berliner Aerztl. Ges.
für parapsychische Forschung, der mehrere der Angegriffenen
angehören, entzogen, aber nunmehr in verschärfter Form
seine schon immer vehemente Polemik fortgesetzt, indem er wieder das
Reifenprotokoll an der Hand einer gedruckt vorliegenden Fassung desselben
glossierte — das war sein gutes Recht — jedoch sich nicht zu
der Aufrichtigkeit entschließen konnte, — und dazu nahm er sich eben
das Recht — auch nur mit einem einzigen, leidenschaftslosen Satze das
hinzuzufügen, was ihm zum Sachverhalt authentisch durch
mich und zwar noch rechtzeitig für eine Benutzung, mitgeteilt
worden war, nämlich Anfang November 1923, also notorisch lange vor
Drucklegung seiner Broschüre!
Da hier nur von dieser Broschüre allein und von dem in ihr sehr
opulent tragiefrten Reifenprotokoll etwas gesagt werden soll, behalte
ich mir für eine nächste Gelegenheit vor, auf eine andere Attacke
Mo Iis, mit der er unter Sukkurs den vermeintlich ganz vernichteten
Feind noch einmal erledigen wollte (es sind Versuche am „side-
rischen Pendel" gemeint) zu reagieren.
Wie ist das Reifenprotokoll zustande gekommen und zwar die
Form, in der es von Dr. Schwab seinem Buch (Teleplasma und
Telekinese, Pyramiden-Verlag 1928) in allerletzter Stunde bei-
gefügt wurde?
Um es kurz zu sagen: dieses Protokoll ist gegen ein ungeschriebenes,
aber nicht zu verletzendes literarisches Gewohnheitsrecht der Wissenschaft
*) — allerdings gutgläubig und unter Teilung der Verantwortlichkeit
zwischen mehreren und vielleicht sogar unter zuzubilligenden
mildernden Umständen — veröffentlicht worden! Und wenn die Beteiligten
heute nicht zögern, ihre Schuld einzusehen, kann es getrost
Herrn Moll überlassen bleiben, seine Rolle als unerbittlicher Cata
weiter zu spielen, ohne den recht großen Splitter im eigenen Auge zu
sehen. Denn das sehr wesentliche, was ich jetzt zu sagen habe, hat er
eben schon lange vor Herausgabe seiner Broschüre gewußt, und was
ihm hierzu für diese Broschüre etwa noch fehlte, hätte er zur rechten
Zeit immer noch von mir erfahren können, wenn er nur gewollt Jiätte.
Er hätte dann freilich nicht „mit Kanonen nach Spatzen
schießen können."
*) Daß „Führer der Berliner Okkultisten" dieses Recht zu respektieren
verstehen, beweisen die von Dr. Kroener in den Psych. Studien (1923,
Heft 6—12) veröffentlichten Protokolle über Testsitzungen mit dem „diagnostischen
Medium" Frau F.
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