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484 Psychische Studien. LI. fchrgang. 8. Heft. (August 1924.)
Ausführungen rechtzeitig genug durch mich persönlich bekannt geworden
, so daß er ihn für sein Pamphlet hätte benutzen können, ja
daß er ihn loyaler weise hätte benutzen müssen, lan-
statt in hemmungslosen Invektiven sich zu überschlagen.
Ich führte damals aus (ich gebe Stellen aus meinem, dem Bericht
zugrunde liegenden Manuskript wieder): der Zweck der Sitzung sei
hauptsächlich der gewesen, den Teilnehmern — einigen von ihnen, wie
Dr. Sünner, Dr. Vieregge und mir, wohl zum ersten Mal im Leben —,
Gelegenheit zu bieten, grade die bei dem Medium V. gerühmten Phänomene
zu beobachten und sich ein eigenes Urteil zu bilden; und grade deshalb
hätte man mit Absicht, ohne eigene, neue Vorschläge zur Methodik,
unter den gleichen Bedingungen beobachten wollen, die in früheren
Sitzungen mit Frau V. zu Resultaten geführt hätten; aber die Teilnehmer
und mit ihnen wohl Frau V. selbst, würden in der Meinung
übereinstimmen, daß die Resultate selbstverständlich nicht unter den
sämiiichen Bedingungen zustande gekommen seien, auf die nun einmal
„die reine Experimental Wissenschaft" in ihrer Gesamtheit
bestehen zu müssen glaube, wenn sie sich mit der Erforschung
von Phänomenen beschäftige, die allen bisherigen naturgesetzliehen
Ergebnissen, Erwartungen und Berechnungen stracks zuwiderlaufen.
Diese Sätze sind wohl ein genügend klarer Ausdruck für „den
Geisteszustand von Führern der Berliner Okkultisten
!"
Bezüglich einer „okkulten" Herkunft der beobachteten Phänomene
in der Sitzung mit Frau V. läßt sich die Ansicht aller Teilnehmer
auf die Formel bringen: sie haben nicht das Geringste beobachten können,
was gegen die Echtheit der Phänomene, also für Betrug gesprochen
hätte, den ja auch schon die sorgfältige üandkontrolle auszuschließen
beabsichtigte und auszuschließen geeignet war. Insbesondere soll besonders
hervorgehoben werden, daß nach ihrer Ansicht jene „kaum
meßbare Zeitspanne" zwischen dem Lichtlöschen und der Handkon-
trolle der Frau V. durch die Beisitzer keinerlei Möglichkeit zu einem
betrügerischen Einschmuggeln der Reifen vor dem Reifen-Phänomen
seitens Frau V. zuließ, daß letzteres also nur eine beweislose Behauptung
Molls ist, um das Phänomen durch Täuschung „erklären" zu
können *).
Ich lasse das Sitzungsprotokoll zum Schluß meiner Ausführungen
folgen. Dasselbe ist und sollte nichts mehr sein, als die erlebnismäßige
Wiedergabe des Verlaufs und die Beschreibung des Versuchsaufbaus
einer Sitzung, die in erster Reihe zur persönlichen Unterrichtung
einiger Herren von der Aerztl. Ges. f. paraps. Forschung veranstaltet
war; und der im Interesse der parapsychischen Forschung weitere nachfolgen
zu lassen, ich nach Schluß meines Berichts Frau Vollhart im
*) Wie ich höre, haben alle jene Sitzungsteilnehmer, welche früheren
Sitzungen mit Frau V. beigewohnt hatten, unter den variablen Erscheinungsbedingungen
eine derartige Gewißheit von der Echtheit der Phänomene
gewonnen, daß sie nötigenfalls diese sogar zu beeiden bereit wären.
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