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Schröder: Pseudo-Entlarvuqgen.
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kann, daß es den Hebel der Spieldose ein- und auszuschalten vermag,
u. s* f.? Die ganze Zunft der Zauberkünstler wird sieb' durch Molls
unbegrenztes Vertrauen in ihr Allvermögen ungemein geehrt fühlen
müssen. Es fehlt bei Moll aber selbst der geringste- Versuch, in wissenschaftlich
ehrlicher Weise einen Tatsacbenanhalt für seine ausschweifenden
Behauptungen zu geben. Er bevormundet seine Leser
durch tendenziöse Unver läßlichkeiten, welche sich
nur an der Hand des Literaturstudiums in den Einzelheiten
ihres Unsinns erkennen lassen. Kann dieser Weg „zur Erkenntnis
" führen?
Dies einige Proben, in welcher Weise Moll die vorliegende Literatur
benutzt. Was trägt nun der „erste Fachmann* „auf
Grund wissenschaftlicher Forschung" aus eigenem
bei?
Die i/i verschiedenen Stichworte, unter denen Albert Moll „die Erscheinungen
" behandelt, eröffnet er je mit einem Bericht „über einige
spiritistische Sitzungen und sonstige Erlebnisses" (S. 20), des öfteren in
der epischen Breite von Dialogen. Das geht von dem „Geist der verstorbenen
Großmutter" (S. 20) über die Phänomenologie des Levi-
tationsmediums", der „Frau Puprinski" (S. 52) [man beachte die
Sauberkeit dieser Pseudonym-Wahl], bis zu dem „\ielseitigen Medium"
(S. 7r—74), da sich Moll „die Stiefel auszog und den Kaffee ebenso
mahlte wie vorher die Geister." Moll verwendete ziemlich genau
t/i Petitsatzseiten seiner insgesamt 7/1 Schriftseiten, von welchen überdies
etwa 10 Seiten auf die Abbildungen kommen, also ungefähr zwei
Neuntel des Inhaltes dem Satzumfknge nach, in Rücksicht auf das
Petitschriftbild (Verhältnis 49 : 4o Seitenzeilen) einen noch größeren,
etwa den dritten Teil des Schriftinhaltes auf difese
Berichte. Es wird nach diesem Umfange nicht zweifelhaft sein
können, daß Albert Moll ihnen einen hervorragenden Platz in der
Wegweisung zur Erkenntnis, zur Wahrheit einräumt, wie er auch S. 20
äußert: „Der Charakter der Sitzungen wird dann am ehesten klar
werden "
Auf den Seiten 37—46, also auf vollen 10 Seiten kritisiert Moll ein
von den Herren Drs. Bruck, S ü n n e r u. a. gezeichnetes Protokoll
über die Phänomenik von Frau Vollhart. Moll wirft diesen Beobachtern
„Puppenstubenlogik" \or, bezeichnet sie als „naive Herren" (S. 3g)
und kommt im weiteren Verlauf zu dem in Sperrdruck (! Verfasser)
gehaltenen Urteil, daß „der Versuch" „blitzartig den Geisteszustand von
Pührern des Berliner Okkultismus beleuchte. Der Trick sei so plump,
daß der ganze Fall nur wegen der Geistesverfassung der Okkultisten
Beachtung verdiene" (vom Verf. in den indirekten Wortlaut übertragen).
Diese unter Wissenschaf tle rn ganz ungewohnt
schweren Vorwürfe Molls stützen sich wesentlich auf Ab-
fassungs-Ungenauigkeiten eben jenes Protokolls der Herren. Wir
sollten daher weit über den Durchschnitts maß^tab
an die Protokolle Molls anlegen dürfen! Es muß aber
schon dem Laien in die Augen fallen, daß Moll bei allen Berichten lauf
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