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498 Psychische Studien. LI. Jahrgang. 8. Heft. (August 1924.)
nähme auf jene seine Anmerkung? Wobei ausdrücklich anzumerken
ist, daß Molls Vorwürfe nur gänzlich unerwiesene,
eben bloßeBehauptungen von ihm sind. Ich tue es nicht, ich
bin bereit, sein vom Standpunkte des Wissenschaftlers
aus unentschuldbares Verhalten mit seinen eigenen
Worten zu deuten („DerHypnotismus",Berlin 192/*,[III] S. 544):
„... stellt sich die Sache so dar, wie sie sie zu sehen wünscht, und
daraus geht allmählich eine wirkliche Erinnerungstäuschung hervor.
Hierher gehören die Leute, die eine Lüge (ich würde das objektive
„Unwahrheit" schreiben. Verfasser) so oft erzählen, bis sie selbst nicht
mehr unterscheiden können, ob es sich um Wahrheit handelt oder nicht.
Das Bild wird bei dem Erzählen immer von neuem reproduziert; je
öfter dies stattfindet, um so lebhafter wird es...'* Wie 1. c. 544/3:
Während wir es bei der pathologischen Lüge, wie schon der Name ßagt,
mit etwas Krankhaftem zu tun haben, haben die Untersuchungen
anderer Forscher gezeigt, daß auch bei Gesunden unwillkürlich falsche
Aussagen in großem Maßstabe vorkommen."
Und ich sehe eine gewisse Berechtigung zu diesem Entgegenkommen
, wenn ich das „8 Uh r- Abendblatt" vom 24. IL 33
zu Rate ziehe, in dem unter: „Die Flucht in das große Geheimnis
. Die okkultistische Welle. Eine Zeiterscheinung. Geister tricks,
Spuk und Medienschwindel. Eine Unterredung mit Geheimrat Moll"
als fett gedruckte Stichworte der zweispaltigen Ausführung zu lesen
sind: „Dr. Albert Moll. Insbesondere der Adel. Versuche mit Medien,
Spukerscheinungen, Hellsehern usw. völlig negativ ausgefallen. In
einem Berliner Vorort entlarvter Spuk." Letzteres eben die fragliche»
Sitzung. E*ie unwahren Behauptungen zu a) und b) gegen die Familie
Pr. finden sich bereits hier und geben dem ungenannten Feuilletonisten
willkommenen Anlaß zur Hervorhebung der überlegenen experimentellen
Fähigkeiten Molls, nicht aber die „Handergreifung und das Besetzt
." Dagegen hat Moll dieses Spaßwort nach einem mir gegebenen
Berichte meinem späterenVortrage (Winterhalbjahr 1923/24)
in der „Urania" unter großem Gelächter und Beifall der Zuhörer angebracht
. Und dieser Erfolg hat ihn offenbar bestochen.
Aber selbstverständlich, auch wenn Moll diese bona fides beanspruchen
wird — ich bin hiernach entgegenkommender als Moll, der
(II S. 16/17) €hien Ausfall gegen „die Schwachköpfe unter den Okkultisten
" beschließt: „Wenigstens ließ sich nicht ohne weiteres annehmen,
daß er mala fide gehandelt hat, obwohl diese nicht ganz ausgeschlossen,
ist" —, hat er nicht das geringste Anrecht mehr darauf,
auf dem sogenannten okkulten Gebiete als „erster
Fachmann", überhaupt als Wissenschaftler aufzutreten
.
Ich' muß es hiernach vielmehr auch noch dem Kritiker meiner
Ausführung anheimstellen, zu entscheiden, wessenGlaub Würdigkeit
er höher einzuschätzen bereit ist, wenn ich nun zu
c) des obigen Mollschen Berichtes die Aussage der Tochter Pr. mitteile.
Nach! dieser hätte sie während der Dunkelsitzung ganz ruhig mit über-
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