Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
51. Jahrgang.1924
Seite: 501
(PDF, 233 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1924/0527
Kindborg: Die Verwendung der Hypnose usw. in der Rechtspflege. 501

reden nicht dazu zu bewegen, den angeblichen Diebstahl von Edelmetall
einzugestehen. Ebensowenig ein zweiter junger Mann, dem suggeriert
werden sollte, ein Fahrrad entwendet zu haben. Allerdings inachte er
auf die* Frage nach der Fabrikmarke eine Angabe, und würde sich vielleicht
im Ernstfalle hierdurch verdächtig gemacht haben. Weiter be-
baupteto er jedoch, er hätte dieses fremde Fahrrad, auf dem er ge-
fahren sei, wieder hingestellt und nannte auch die Straße, wo dies geschehen
sei. Diesen Angaben lag, wie die Befragung im Wachzustande
ergab» die Erinnerung an die Probefahrt auf dem Fahrrade eines Bekannten
zugrunde. Dies wäre im Ernstfalle natürlich auch leicht durch
Zeugenvernehmung festzustellen gewesen; der Untersuchungsrichter
wäre also höchstens auf eine falsche Spur geführt worden, genau wie
bei sonstigen Verhören im Wachzustande. Am schlechtesten hätte aber
die dritte meiner Versuchspersonen, eine junge Dame, im Ernstfalle
abgeschnitten. Diese, der ich, als einer leidenschaftlichen Raucherin,
einen Zigarettendiebstahl suggerierte, gab das Vergehen nicht nur sofort
zu, sondern machte auch Angaben über die Marke, die Größe der
Packung und den betreffenden Laden. Sie motivierte auch den Diebstahl
auf Eingabe damit, daß dei Verkäufer sich gerade weggedreht
habe. In Wachzustande stellte sich heraus, daß einer der zum Teilnehmerkreise
gehörenden Herren, ihr von dieser Marke und Packung
aufgewartet hatte, die Kenntnis also daher rührte, während sie diese
Marke sonsl nicht rauchte. Auch gab sie weiterhin an, zwar früher in
dem bezeichneten Geschäft gekauft zu haben, seit längerer Zeit jedoch
nicht mehr, da sie jetzt ihre Zigaretten — en gros einzukaufen pflegte.

Trotz aller auf Grund solcher Wahrnehmungen sicher berech-
tiglen Skepsis muß man dem Verfasser des zitierten \rtikels jedoch
insoweit recht geben, als aus den Mitteilungen Hypnotisierter vielleicht
gelegentlich Einzelheiten zu entnehmen wären, die dem Untersuchungsrichter
erwünschte Fingerzeige für weitere Nachforschungen abgeben
könnten. Fraglich ist mir nur, wie sich die Verbrecher, denen dieses
neue Hilfsmittel der Rechtspflege ja doch nicht lange verborgen bliebe,
dazu stellen würden. Gewiß halte ich es theoretisch und praktisch für
möglich, einen Menschen auch gegen seinen Willen zu hypnotisieren,
ebenso auch sich mit der Hypnose gewissermaßen in das Bewußtsein
einzuschleichen. Im Einzelfalle dürften jedoch von seiten nicht gewillter
l'nlersuchungspersonen recht erhebliche Schwierigkeiten ent-
gegengesetzt werden können.

Voll und ganz möchte ich dem Verfasser darin beipflichten, daß
die Hypnose dem gerichtlichen Sachverständigen dazu dienen kann,
«uch über den Gesamtcharakter der zu beurteilenden Persönlichkeit
klar zu werden. Ebenso wie in dem Gesichtspunkte, daß die Hypnose
in den stillen Bereich des Sachverständigen und nicht in die Hauptverhandlung
gehört, wo Unberufene gern auf solche Weise das Tribunal
zur Szene zu machen versuchen.

Nicht so ganz beipflichten kann ich dagegen G r u h 1 e, wenn er
die Bedeutung der Hypnose als Mittel zum Verbrechen geringschätzt.
Er wiederholt den auch sonst oft gemachten Einwand, daß die Ver-


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1924/0527