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506 Psychische Studien. LI. Jahrgang. 8. Heft. (August 1924.)
Ehrenerklärung abgegeben hat, die mich vollständig befriedigt, so sei
hiermit auch diese Angelegenheit aus dem Wege geräumt und zum
Schluß der Befriedigung Ausdruck verliehen, daß einem weiteren
Zusammenarbeiten von mir persönlich aus keine Hinderungsgründe im
Wege stehen.
Hiermit bin ich der Aufforderung des Herrn Dr. Hellwig nachgekommen
, die er kürzlich öffentlich an mich gerichtet hat, indem er
sich in einem Aufsatz in einer Berliner ärztlichen Fachzeitschrift mit
mir beschäftigte. Ich sehe mich jedoch veranlaßt, an dieser Stelle noch
einige weitere Bemerkungen heute anzufügen.
Herr Landgerichtsdirektor Hellwig verrät ohne Zweifel Interesse
an okkulten Problemen und hat in allerletzter Zeit folgende Aufsätze
veröffentlicht: Frankfurter Zeitung vom 20. Juni 1924: „Experimente zur
Fernbewegung, eine kritische Erörterung"; in der Facnschrift „Polizei"
einen längeren Aufsatz: „Kriminaltelepathie"; in der Münchner Medizinischen
Wochenschrift Nr. 26: „Zur Psychologie des Okkultismus";
in der Medizinischen Klinik (Berlin) Nr. 25. vom 22. Juni: ,.Ueber die
Verwendung von Hellsehern in Kriminalfällen"; ferner im „Kosmos,
Handweiser für Naturfreunde", Heft 7: „Grundsätzliches zur Frage der
sogenannten Kriminaltelepathie"; Berliner Börsen-Zeitung (Beilage Welt
und Wissen) vom 8, Juli Nr. 125: „Zur Psychologie der okkultistischen
Forschungsmethode"; außerdem kündigt er Aufsätze an in dem „Archiv
für Psychiatrie" und in dem „Archiv für Kriminologie". Man könnte
diese Produktion vielleicht etwas reichlich finden, immerhin ist
es zu begrüßen, daß Herr Hellwig auch seinerseits dazu beiträgt, daß
Interesse an diesen Dingen in den verschiedensten Kreisen wachzuhalten,
obwohl es ein Novum ist, daß man einem Juristen in rein medizinischen
Fachzeitschriften begegnet.
Die Redaktion der Frai kfurter Zeitung und den Leserkreis dieses
Blattes mit einem Aufsatz zu beehren, der den Hellwig entgegengesetzten
Standpunkt vertritt, kommt für mich gar nicht in Frage!
Uebrigens Dringt Hellwig dort kaum eine Kritik oder, wie er §agt,
„kritische Erörterung", da er ja auch weder bei Schrenck-Notzing noch,
soviel ich weiß, anderswo an Sitzungen mit prominenten Medien teilgenommen
hat, sondern er zerpflückt Schrencks Buch „nach Strich und
Faden", indem er sich bei der Lektüre 100 und mehr Notizen gemacht
habe, an Hand deren er dem Verf. Widersprüche und Ungenauigkeiten
nachzuweisen versucht. Er sieht durch das neueste Werk Scnrenck-
Notzings „unmöglich den Beweis für das Vorkommen von Fernbewegungen
als geführt" an. Darüber wird man sich trösten können!
Etwas anderes ist es nun, wenn Herr Hellwig in der „Münchner
Medizinischen Wochenschrift" über die „Psychologie des Okkultismus"
schreibt und hier nicht nur Herrn von Schrenck-Notzing, sondern auch
Peter, Thomas Mann, Kindborg, Zimmer und Driesch u. a. kritisierend
erwähnt, indem er beispielsweise von dem letzteren sagt, er sei „kein
ganz unbefangener Kritiker, da er einer von denen ist, die an den
Sitzungen teilgenommen haben, und dessen Urteil in dem Buch mit abgedruckt
wird". Du lieber Himmel! Herr Hellwig hat mir meine
kritischen Worte bezüglich seiner Person im Mai-Heft der Psychischen
Studien sehr übelgenommen, darum will ich nicht unhöflich sein.
Aber ich kann mir sehr wohl denken, daß die Leser der Psychischen
Studien vielleicht mit mir der Ansicht zuneigen, daß man über den
Begriff „unberufen und unsachverständig" eigentlich nicht streiten kann,
wenn im Ernst die Nicht teilnehmer an den Schrenckschen Sitzungen
wirklich als berufen und sachverständig hingestellt werden,
um über diesen ganzen äußerst wichtigen Phänomenkomplex ein maßgebendes
Urteil abzugeben.
Denn das tut Herr Hellwig in der Tat, wenn er noch deutlicher
in der Berliner „Medizinischen Klinik" schreibt: „Wenn es gelänge,
einen Dessoir, einen Moll, einen Adolph F. Meyer, «einen Grafen
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