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Quade: Ueber den Rapport.
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schwinden, die den Rapport zu den Irdischen schaffen. Im allgemeinen
können deshalb solche, die vor zwei und mehr Jahrzehnten verschieden
sind, nur noch schwer bei den Sitzungen jene Rapportverbindung aufrecht
erhalten, welche die telepathische Mitteilung erst ermöglicht; berücksichtigt
man, daß zudem der Geist nicht direkt den Hinterbliebenen
, sondern nur das ihm oft fremde Medium gedanklich beeinflussen
kann, so versteht man die außerordentliche Erschwerung der
Kommunikationen. Nur, wenn sogenannte Kontrollgeister anwesend
sind, die engen Rapport zu dein Medium haben und die Mitteilungen
zitierter Geister an dasselbe weitergeben, kann man auf einigermaßen
zusammenhängende sinnvolle Angaben rechnen.
Die Kontrollen der großen Medien sind keine von deren Unterbewußtsein
geschaffenen Personifikationen, sondern Geister, die, nachdem
sie irgendwie nahe psychische Verbindung mit den Medien ge-
wonnen haben — vielleicht ist dabei auch eine Angleichung an deren
unbewußtes Seelisches vorteilhaft und richtig — die Mittlerrolle
spielen, die aus Gründen der bisher noch so wenig erkannten und ge-
würdigten Abhängigkeit des telepathischen Anschlusses vom Rapport
kaum zu entbehren ist.
Welche Bedeutung der Rapport für den Verkehr der Geister untereinander
hat, soll hier nicLt näher erörtert werden; gesagt sei nur,
daß sie als Wesen, die auf telepathischen Gedankenaustausch allein
angewiesen sind, in ihrer gruppenweisen Gliederung viel mehr einer
gewissen psychischen Gleichartigkeit Rechnung tragen müssen, als die
irdischen Menschen.
Die Notwendigkeit des Rapportes ergibt sich auch für das Blicken
der Seher in Vergangenheit und Zukunft. Die Versuche über die durch
geologische Fossile und durch Fragmente alter Bild- und Bauwerke
bei Psychoskopikern ausgelöste Vergangenheitsschau sind vielleicht
deshalb nicht zuverlässig, weil solche Raritäten von früheren Beschauern
schon bedacht gewesen sein mögen, also wiedergegeben
worden sein kann, was jene sich über das frühere Schicksal der Funde
dachten. Zukunftsschau führt am ehesten zu treffenden Resultaten
wenn der Seher sucht, Einblick in die künftigen Lebensschicksale
solcher Personen zu gewinnen, mit denen er zusammen ist, oder zu
denen er engeren Rapport gewonnen hat. Dagegen erweisen sich
Prophezeiungen über allgemeine Ereignisse, die zum Leben des Sehers
nicht unmittelbare Beziehungen haben, oder über ihm nicht näher bekannte
politische Persönlichkeiten beinahe durchgängig als Ausgeburten
seiner eigenen bildkräftigen Phantasie.
Fast die einzige Ausnahme macht Nostradamus, der berühmte i564
verstorbene Seher, der als Arzt an Fürstenhöfen tätig war und dadurch
manche politischen Beziehungen gewann, und der als Astrologe wußte,
daß die Mundanastrologie mit ganzen Komplexen seelischer Dinge ausgestattete
Bildungen annimmt, die man etwa als Geist einer Nation bezeichnen
könnte.
Vielleicht verstand er, durch Erzeugung entsprechender anschau-
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