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518 Psychische Studien. LI, Jahrgang. 9. Heft (September 1924.)
(April 1919). Der Direktion dieser wissenschaftlichen Forschungsanstalt
gehören u. a. an: die Professoren Charles Richet (Paris), Prof. Rocco
Santoliquido (Rom), Oliver Lodge (Birmingham), Ernest Bozzano
(Italien), Leclainche und andere bekannte Gelehrte. Die Seele der
ganzen Unternehmung und der eigentliche Leiter war Gustave Geley,
welcher gleichzeitig als Organ desselben die heute bedeutendste Monats-
Zeitschrift auf diesem Gebiet: „Revue metapsychique" herausgab und
in derselben seine Untersuchungen mit den verschiedensten Versuchspersonen
wie: Franeck Kluski, Stanislawa P., Jean Guzik, Pasqual©
Erlo, Stephan Ossowiecki usw., publizierte.
Von in Buchform erschienenen Arbeiten Geleys sind bemerkenswert
: „L'etre subconscient" (Alcan Paris, 4- Auflage«), ferner: „De
Tlnconscient au Conscieni" (erscheint demnächst deutsch) und endlich
die Zusammenfassung seiner experimentellen Studien „L'ectoplasme
et la clairvoyance" (besprochen im Juliheft dieser Zeitschrift, deutsche
Uebersetzung ebenfalls in Vorbereitung).
Der \erunglüekte 56 Jahre alte Gelehrte — ein Schüler Richets —
hinterläßt eine Witwe und zwei Töchter, deren eine an den Medizin-
Professor Leclainche. Mitglied des Institut de France verheiratet ist.
Seine irdischen Ueberreste werden nach Paris überführt.
Die junge paraps\ehologische Wissenschaft verliert in Geley einen
ihrer Hauptführer. In Frankreich nahm er als Metapsychiker, seil der
greise Richet sich mehr von der Oeffentlichkcit zurückgezogen hat,
die führende Stellung ein. Aber auch im Auslande, besonders in
Deutschland, wer er durch die vom Ref. veranlaßten und herausgegebenen
Uebersetzungen seiner Arbeiten als vorzüglicher Experimentator,
scharfer Denker und gewandter Schriftsteller sehr hoch geachtet. Verfasser
lernte ihn auf den internationalen Kongressen in Kopenhagen
und Warschau als einen warmherzigen Menschen mit hohen persönlichen
Qualitäten schätzen.
Besonders hervorzuheben sind die strenge mutige Wahrheitsliebe
und Unparteilichkeit Geleys, seine Einfachheit und Bescheidenheit im
äußeren Leben sowie sein hoher unumstößlicher Ehrgeiz. Ob diese
hervorragende Arbeitskraft durch einen ähnlich tüchtigen Nachfolger
in nächster Zukunft ersetzt wird, darf fraglich erscheinen. Sein Name
wird in der Geschichte der Parapsychologie als einer der bedeutendsten
Bahnbrecher ehrenvoll fortleben.
*
In einem warm empfundenen Nachruf bezeichnet William
Mackenzie den verunglückten Gelehrten als unvergleichlichen
Freund, als Mensch mit goldenem Herzen, als genialen und unermüdlichen
Forscher, der sein ganzes Leben einem wissenschaftlichen Ideal
opferte, denn auch sein Tod war durch eine Studienreise verursacht.
„Dr Gustave Geley bedeutet für uns ein seltenes Vorbild hohen moralischen
Mutes und wissenschaftlicher Ehrlichkeit. Sein Andenken und
sein Beispiel mögen ihn lange Zeit überleben."
Dr. v. Schrenck-Notzing.
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