Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
51. Jahrgang.1924
Seite: 536
(PDF, 233 MB)
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536 Psychische Studien. Li. Jahrgang. 9. Heft. (September 1924.)

in lebhafter Erinnerung sein, wie Laszlo seine mit Hilfe von in Gänsefett
getränkler Watte ausgeführten Machinationen selbst entlarvte.

Daß Ladislaus Laszlo in seiner bewegten Vergangenheit auch Räuber
, Deserteur und der Held zahlloser Diebstähle war, wußte man
bis dahin nicht. Im Januar dieses Jahres ging er sogar eine vorteilhafte
Ehe ein. Am vierten Tage seines jungen Glücks wurde er jedoch
wegen dieser älteren Delikte verhaftet.

Im Kriege hatte sich nämlich Laszlo als fünfzehnjähriger Junge
in die polnische Legion einreihen lassen, mit der er sich meist hinter
der Front herumtrieb. Als dieser nicht besonders ruhmreiche Truppenkörper
aufgelöst wurde, gelangte Laszlo zum Jägerbataillon Nr. %\
auf die Hochfläche von Asiago. Dort holte er sich einen Granatdruck,
der seine kurze Bekanntschaft mit dem Feldspital in Kitzbühel vermittelte
. In den Bergen litt es ihn indes nicht länger, und so desertierte
er kurzerhand. Seit dem Sommer 1918 verüble ei zahlreiche
Diebstähle, mit besonderer Vorliebe schädigte er aber Quartiergeber.
Bekannte und Freunde. Um die Zeit des Kriegsendes trug ihm diese
Tätigkeit die erste Gefängnisstrafe ein, der Umsturz befreite ihn jedoch
wieder.

Heute wurde er an Händen und Füßen gefesselt vorgeführt, eine
Sicherheitsmaßnahme, die ihn vor seinem hartnäckigen Wunsche, sich
selbst Schaden zuzufügen, bewahren soll. Er hat im Gefängnis nicht
weniger als drei Selbstmordversuche verübt, sein Arm war auch heute
dick verbunden, denn zuletzt gelang es ihm, mit Hilfe eines Blechstückes
seine Adern so geschickt zu öffnen, daß er daran fast verblutet
wäre.

Laszlo ist im vollen Ausmaß seiner Verfehlungen geständig.
Nichtsdestoweniger mußte der Militäranwalt Dr. Rudolf Föides nur
auf die zahllosen Diebstähle und Betrügereien des Angeklagten hinweisen
, um ihn als unverbesserlichen Verbrecher zu charakterisieren.
Der Verteidiger Dr. Rudolf Levay machte geltend, daß Laszlo an einer
so hochgradigen Geistesschwäche leide, die jede Strafbemessung ausschließt
. Als mildernde Umstände brachte er vor, daß Laszlo Viermal
an der Front gewesen und mehrere Male schwer verwundet worden
sei. In letzter Zeit habe Laszlo — was auch seine Eheschließung
beweise — volle Reue gezeigt und ein neues Leben beginnen wollen.
Das Militärgericht verschloß sich indessen diesen Argumenten und
verurteilte den Angeklagten wegen Desertion* im Kriege, einmaligen
Raubes, zehnfachen Diebstahls und siebenmaligen Betruges, bei
Einrechnung aller erschwerenden und mildernden Umstände, zu
sechs Jahren schweren Kerkers.

Der Verteidiger meldete gegen das Urteil die Nichtigkeitsbeschwerde
an, da seinem Antrag auf Untersuchung des Geisteszustandes
des Angeklagten nicht stattgegeben worden war.

(Pester Lloyd 10. 8. 24 )


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