Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
51. Jahrgang.1924
Seite: 537
(PDF, 233 MB)
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Küppers: Zufall oder Schicksal

537

Zufall und Schicksal*

Von G. A. Küppers -Sonnenberg.

Wilhelm von Scholz, der Dramaturg am Stuttgarter ehem. Hoftheater
ist als Erzähler, wie auch Dramatiker genug bekannt. Er hat
es unternommen, in einer Broschüre, deren Titel bereits die ganze
Wucht und Wichtigkeit des Inhalts charakterisiert (Der Zufall, eine
Vorform des Schicksals. Von der Anziehungskraft des Bezüglichen.
Verlag W. Haedecke, Stuttgart. Geh. —.60 M.; geb. 1.00M.) eine Frage
grundsätzlicher Art anzuschneiden. Was ist Schicksal? lautet schließlich
die Problemstellung des Buchs, dessen Inhalt kurz folgender ist.

In jedes Menschen Leben ereignen sich Zufälle merkwürdiger Art.
Und zwar so häufig und so absonderlich, daß man ihnen gegenüber
kaum noch im mathematischen Sinn von „Zufall" sprechen kann.
Mathematisch ist Zufall die Kreuzung zweier Kausalketten in der Weise,
daß ein überraschender Erfolg dabei gezeitigt wird, der den Anschein
einer teleologischen Zweckmäßigkeit oder Absicht erweckt. Die Ereignisse
offenbar ursachlos entstanden, scheinen in offenbarer Beziehung
zum Schicksal des Menschen zu stehen, der sie erlebt. In diesem Sinne
spricht man gemeinhin von Schicksal; unter welchem Begriff man eine
personifizierte Ursache aller ursächlich nicht einwandfrei faßbaren
Geschehnisse versteht. Ilintci dem Begriff Schicksal verbirgt sich eine
teleologische wie theologische Idee.

Diesem Begriff rückt nun Scholz zu Leibe. Nach den Regeln der
Wahrscheinlichkeitsrechnung dürfen Zufälle nur äußerst selten und
damit unwahrscheinlich sein. Die^Geschehensglieder innerhalb der Er-
eignisketten sind so zahlreich, und damit so kombinationsfähig, daß
die ^\ ahrscheinlichkeit für das Eintreten eines echten Zufalls geradezu
gleich INulJ ist (nach Scholz). Wenn die Zufälle sich nun tatsächlich
häufiger finden, so ist anzunehmen, daß es sich nicht um echte Zufälle
handelt, daß die Ereignisse nicht von ungefähr eintreten, sondern vielmehr
dem Zusammentreffen zweier Ereignisse in einem Zufall eine
Kraft zugrundeliegt. Diese Kraft nennt Scholz analog der Schwerkraft,
mit welcher er sie vergleicht: die Anziehungskraft des Bezüglichen.

Scholz führt an die vierzig Beispiele an; zunächst aus Sage und
Dichtung, in welchen sie als Erinnerung oder Ahnung niedergeschlagen
sind; sodann aus seinem eigenen Erlebniskreis. Die beigebrachten Fälle
sind zum Teil überraschend. So berichtet er von einer goldenen Kette,
die ein Herr nach Amerika verschenkt. Die Kette wird der amerikanischen
Besitzerin durch Diebstahl entwendet und gelangt nach einer
Reihe von Jahren in München wieder in die alten Hände zurück, indem
sie von einem Amerikaner, der sich in Geldverlegenheit befindet,
zum Kauf angeboten wird.

Derselbe Herr gelangt auf ähnliche Weise in den Besitz eines entwendeten
Schirms zurück; indem er zufällig den neuen Eigentümer an
der Tür seines Autos halten sieht, in einer süddeutschen Stadt, die er
vorübergehend besucht.


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