Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
51. Jahrgang.1924
Seite: 539
(PDF, 233 MB)
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Küppers: Zufall oder Schicksal. 539

Die psychische Täuschungsmöglichkeit ist deshalb so groß, weil der
Eindruck selbst bei objektivster Aufnahme noch nachträglichen Wandlungen
innerhalb des Gedächtnisses unterliegt. Viele Menschen sind
gar nicht imstande einen objektiven Eindruck festzuhalten; er wird
assimiliert und behalten werden nur die eigenen, subjektiven Begleitumstände
, aus welchen heraus auch die Erinnerung rekonstruiert wird.

Sodann bestehen natürlich auch noch die großen Möglichkeiten
einer Täuschung in der Beobachtung des Vorgangs selbst. Sowohl das
Auge wie Ohr und Tastsystem sind großen Täuschungen ausgesetzt. Sie
wirken relativ einwandfrei nur in engster Zusammenarbeit. Es würde
hier zu weit führen, auf die einzelnen Täuschungsmöglichkeiten näher
einzugehen. Sie sind evident, so sehr, daß jeder, dem um inneres Fortkommen
zu tun ist, von Anfang an mit ihnen als primären Gegebenheiten
rechnen muß. Darum ist der blinde Glaube dem naiven
Menschen so gefährlich, weil er ihn diesen Täuschungsmöglichkeiten
ausliefert. Der naive Mensch glaubt schließlich an die Realität seiner
Illusionen, zumal dann, wenn sie durch die Wirklichkeit nicht zerstört
werden, was vielfach der Fall ist; wievielmehr aber, wenn ihnen Wirklichkeit
und inneres Bedürfnis entgegenkommen. Ist es uns nicht allen
so mit den Begriffen „Ich" und „Gott" ergangen, die als Realitäten
doch offensichtlich Illusionen sind und nur subjektive Berechtigung —
und hierin vielleicht Realität haben. Mit diesen subjektiven Täuschungsmöglichkeiten
hätle meiner Meinung nach Scholz mehr rechnen
müssen; muß jeder rechnen, der sich der Erkenntnis solch diffiziler
Vorgänge zuwendet. Anstatt eine Anziehungskraft für die doppelte
Belichtung des Films verantwortlich zu machen, liegt es da nicht zum
mindesten nahe, die subjektive Täuschungsmöglichkeit der Berichterstatterin
in Betracht zu ziehn. Es ist doch merkwürdig, daß die
russische Studentin die Legitimationsnummer nicht geschickt hat;
sollte sie die Platten gar nicht empfangen haben? Warum liefert die
Drogerie die Platten nicht ohne Legitimation aus, da sie doch die Dame
kennt? Vielleicht ist in der Aufregung des Kriegsausbruchs der Film
daheim liegen geblieben und später zufällig mit einem neuen Pack verwechselt
worden. Diese Erklärung ergibt sich zwanglos. Für die andere
müßte erst der Tatsachenbeweis erbracht werden.

Eine Reihe anderer Fälle erklärt sich (für diejenigen, die von ihrem
Bestehen überzeugt sind) durch Gedankenübertragung. Diese dürfte
kaum noch anzuzweifeln sein, da sie, wie der Hypnotismus objektiv
nachweisbar ist und damit, aus dem Gebiet des Okkultismus in das
Licht der Wissenschaft hinüberzurücken beginnt. Ja, die angeführten
Beispiele können geradezu als Beleg und Beweis für Gedankenübertragung
angesprochen werden.

Allerdings, selbst wenn man die Beispiele kritisch sichtet und auch
alle durch Gedankenübertragung erklärbaren Fälle abstreicht, es bleibt
ein Rest von Fällen, der eine harte Denkaufgabe gibt, der ans Irrationale
grenzt. Und wem gar in seinem eigenen Erleben derartige Fälle,
womöglich häufig, begegnet sind, der wird sich dennoch der Annahme


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