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540 PsychischeStodien. LI.Jahrgang. Q.Heft. (September 1924.)
einer geheimnisvollen Beziehung zwischen den Dingen anschließen
müssen.
Allerdings, ehe man endgültig diese Anziehungskraft statuieren
kann, ist es erforderlich, möglichst umfangreiches Tatsachenmaterial
beizubringen. Erst wenn dieses vorliegt, wird sich erweisen, ob man
berechtigt ist, die Scholzschen Konsequenzen aus den Tatsachen zu
ziehen. Scholz sieht in den Zufällen eine höhere psychische Weltkraft
in Tätigkeit, in deren Bewußtsein wir als Vorstellungen enthalten sind.
Wie unser© Vorstellungen nun nach den Gesetzen der psychischen Assoziation
bewegt werden, so sollen die „Zufälle' in unserm Leben der
Beleg dafür sein, daß es uns innerhalb der übergeordneten psychischen
Macht nicht viel besser ergeht. Unser Schicksal gestaltet sich danach
nach den Gesetzen psychischer Assoziation. Gott ist damit als willkürlich
' entscheidender Richter entthront (nach Scholzens Meinung). Dafür
ist meiner Meinung nach ein neuer Gott gesetzt; nämlich Gott der
Dichter. Somit bleibt auch Scholz im Anthropozentrischen stecken.
Trotz gegenteiliger Absicht.
Was heifit „Sensitiv"?
Von Albert Hof mann (Mehlem).
üeber die Bedeutung dieses, an der Spitze untrer Ausführungen .
stehenden Wortes, brauche ich dem Leserkreise dieser Zeitschrift
keinerlei Aufklärung zu geben. Es ist ziemlich eindeutig. Anders ist's
dagegen, w enn es sich darum handelt, eine Erklärung dieses Zustandes
und besonders des Grades einer Sensitivität einer Person zu geben. Da
tappt man vollkommen im Dunkeln.
Vielleicht geben nachstehende Bemerkungen Anlaß einen Maßstab
für „sensitiv" zu schaffen, der sowohl die Beurteilung des Grades
der Sensitivität verschiedener Personen ermöglicht, als auch außerdem
gestattet, die Variationen in dieser Fähigkeit bei ein und derselben
Person festzustellen und zu messen. Wie oft kommt es vor, daß ein
Rutengänger, ein Medium, ein Hellseher — und wie alle Aeußerungs-
formen der Sensitivität bezeichnet werden mögen — die sonst vorzügliche
Leistungen aufzuweisen hat, plötzlich versagt, oder nur minder
gute Resultate produziert. Sein bezügliches Aufnahmeorgan muß also
Störungen, äußeren und inneren Einflüßen unterliegen, die seine Leistungen
herabsetzen oder sogar unmöglich machen.
Die Aufdeckung derselben gestattet uns an solchen Tagen von
Experimenten mit dem — sagen wir kurz — Medium Abstand zu
nehmen und sie bis auf bessere Disposition desselben zurückzustellen.
Es wird damit Zeit gespart und die Untersuchung der betreffenden
Frage nicht unnötig diskreditiert. Sowohl die Anhänger des reinen
Okkultismus als auch diejenigen, welche seine Phänomene vorurteilsfrei
untersuchen, gewinnen beide durch diesen „modus procedendi".
Mein Gedankengang wird klar, wenn ich an meine Studien über
die Wünschelrute nachsinne.
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