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548 Psychische Studien. LI, Jahrgang. Q.Heft. (September 1924.)
und sogenannten Apporten sich Erscheinungen mit dem steierischen
Pandel gezeigt hätten, die erstaunlich seien. Mehrere Aerzte, außerdem
ein als glänzender Beobachter gerühmter Zoologe halten die Erscheinung
« n vielfach geprüft und sich von ihrer Echtheit überzeugt.
Als Pendel werde eine an einem Seidenfaden hängende Elfenbeinkugel!
benutzt. Wenn das Kind seinen rechten Unterarm und die Hand auf
das schräge Brett eines Slaths lege, den Faden unter dem Zeigefinger,
so träten Bewegungen der Kugel auf, die unmöglich von dem Finge*
bewirkt sein könnten. Aber nicht genug hiermit: wenn nun, in Kästchen
verborgen, sechs verschiedene Metalle (Kupfer, Eisen, Blei und
dergleichen) unter die Elfenbeinkugel gestellt würden, ergäbe sich
jedesmal eine andere Bewegung, und zwar stets dieselbe für ein bestimmtes
Metall. Uebrigens wären die gleichen Bewegungen auch ohne
Stativ festzustellen, wenn der Faden einfach zwischen zwei Fingern
gehalten würde; gelegentlich habe das Kind sogar ohne Pendel annähernd
richtige Beschreibungen des Inhaltes wohl hellseherisch geliefert
."
Die ..Sitzung" fand ,,an einem Apriltage des Jahres 1922 in der
Wohnung des obenerwähnten Gelehrten' statt; „anwesend waren
ferner die beiden Aerzte (und Okkultisten) B. und C", d. h. die
Herren Dr. med. G. Bruck und Dr. P. Sünner, ,,wie ein Unner-
sitätskollegc \on D e?soir, ein Physiologe, der sieb um die \uf-
klärung des Falles sehr verdient machte (er werde als D. bezeichnet).*'
D e s s o i r .»berichtet nun über seine Beobachtungen, indem er nebensächliche
, am Gesamtbilde und am Urteil nichts ändernde Versuche
ausläßt. Dem Kind, das den Faden frei zwischen den Fingern hielt,
hielt, werden a) [die Zusätze a) bis e) ^om Verf.J in beliebiger Reihenfolge
sechs Zigarettenschachteln — sie waren aus Pappe, natürlich vom
gleichen Muster und nur an der unteren Seite mit einer Zahl versehen
— unter die an dem Faden hängende Kugel gestellt. Das Ergebnis
war, daß von der Kugel sechs verschiedene Figuren, in Uebereinstim-
mung mit den früher erhaltenen und Dessoir berichteten, beschrieben
wurden. Dem Kind waren dabei die Augen verbunden, und mit
etwas Watte, die von unten in die Binde geschoben war, verdeckt.
Schon hierbei zeigte sich, wie bei allen späteren Versuchen, daß Irma
den Kopf vielfach drehte und bog, offenbar um durch die so entstandenen
Lücken und mit der stärkeren Sehempfindlichkeit, die durch
die Dunkeladaption entsteht, die Deckel der Schachteln prüfen zu
können."
Soweit das wörtliche Zitat nach Dessoir (im letzten Abschnitte
der größeren Deutlichkeit wegen das Dessoir sehe „Ich"' in die
dritte Person umgesetzt). Die bezüglichen Ausschläge waren: 1. Kreis
links herum, 2. Kreis rechts herum, 3. Strichpendeln (in Diagonale)
von links unten nach rechts oben, 4- Strich in Längsrichtung des
Armes (bzw. senkrecht zum Körper bei Freipendeln), 3. Strich in
Diagonale von links oben nach rechts unten, 6. Strich quer zu dem
zweitvorhergehenclen. Diese „Folge einfachster Bewegungen', diese
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