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Schröder „Pseudo-Entlarvungen"
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„natürliche" Folge ist übrigens von Dessoir in von
der tatsächlichen, erheblic h abweichenden Anordnung
, also fälschlich behauptet worden; die jedenfalls
vorher beobachtete war vielmehr 2., 1., 4-, 6., 3., 5.; ein Hinweis
, daß die wirklich vorgelegene Folge so ganz „natürlich4' nicht
war. Ich gebe aber gern zu, daß dieser Irrtum Dessoirs für die
Beurteilung der Phänomenik belanglos ist, immerhin aber auf die
eigene Sorgfalt der Protokollierung bei Dessoir
ein recht beachtliches Licht wirft, wie ich im Hinblick auf
die spätere Kritik anzumerken bitte.
Die weitere Methodik Dessoirs hat folgende Ergebnisse gezeitigt:
Zunächst b) „wurde der Versuch mit Benutzung des Stativs wiederholt
. Der Erfolg blieb gleichmäßig gut." Es wurde fehlerlos jede
der untergelegten Schachteln in der je charakteristischen Schwingungsform
abgependelt. Hierbei will nun Dessoir beobachtet haben, „daß
das Kind zwar nicht mit dem Finger, wohl aber mit der Armmuskulatur
Stativ, Faden und Kugel in Bewegung setzte." Und Dessoir
„konnte den Anwesenden sogleich den Nachweis erbringen, daß jedermann
unschwer das Pendel in die verschiedenen Richtungen zu lenken
vermag, ohne deutlicher sichtbare Bewegungen zu machen als Irma."
„Die dritte Versuchsreihe c) 1) und 2) wurde so ausgeführt, daß
die Kästchen, nachdem sie unter die Kugel gelegt waren, mit einem
Stück Papier bedeckt wurden." Jetzt waren in der ersten Versuchsreihe
mit den sechs Schachteln zwei, in einer zweiten keine „Tref Eer".
„In beiden Fällen zeigte sich vielmehr" jene „natürliche" Folge der
Schwingungsformen, „die den Herren A. und C. (d. i. dem »Gelehrten
und C. Bruck), schon aus älteren Versuchen bekannt war"
und welche eben Dessoir völlig unzutreffend (s. o.) kennzeichnet.
„In den Pausen hatte" Dessoir inzwischen „entdeckt", daß die
Schachteln an Merkzeichen („kleinen Schmutzflecken, geringfügigen
Abweichungen der Farben, auch der Buchstaben, Formen und dergleichen
"), die nicht absichtlich angebracht seien, unterscheidbar waren.
Um eine bezügliche Orientierung zu vermeiden, wurde das Zimmer
nunmehr d) so abgedunkelt, daß gerade noch die Pendelschwingungen
erkennbar blieben. Unter diesen Umständen mißrieten alle sechs Angaben
.
„Dio nächste Versuchsreihe e) brachte", nach Dessoir, „die Entscheidung
. "* Das Zimmer wurde erhellt, aber die Schachtel „deckel"
wurden vertauscht und alsdann, wie im Versuche a), „dem Kinde die
nicht verhüllten Schachteln nacheinander unter die Kugel gesetzt". Die
betreffenden sechs Ausschläge erfolgten weder in richtiger, noch in
„natürlicher" Reihenfolge, sondern „genau den Deckelnummern entsprechend
". „Mit anderen Worten: Irma richtete sich mit ihren Bewegungen
nicht nach den Metallen, sondern nach den Schachteldeckeln
". ,,Die Bewegungen des ,siderischen Pendels als solche werden
in diesem Falle durch die Armmuskeln bewirkt". Ihre Verschiedenheit
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