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Schröder: „Pseudo-Entlarvungen".
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C. Bruck gegenüber dessen Ansicht erklärt, daß Moll nicht nur
richtig zitiert, sondern auch sinngemäß ausgelegt habe, indem er die
lrrvekliven speziell auf Bruck und Sünner bezog; sein (Des-
soirs) Angriff wäre nicht persönlich gemünzt gewesen, sondern bezöge
sich auf die Führung des Berliner Okkultismus im allgemeinen.
Ich hebe an dieser Stelle hervor, daß meine als von Herrn Sanitätsrat
Dr. C. Bruck stammend genannten Informationen
in vollem Umfange als authentisch zu betrachten
sind, weil dieser die betreffenden Manuskriptstellen vor der Drucklegung
überprüft hat.
Da ich an jener Dessoirsehen „Sitzung" vom 23. April 1922
nicht teilgenommen habe, als „Beisitzer'* eben nur die Herren Aerzte
Dr. C. Bruck und Dr. P. Sün'ner, außer einem Dessoir sehen
Universitätskollegen („D."), so erscheinen jene C. B r u c k sehen Erklärungen
um so bedeutungsvoller, in erster Linie auch die folgende
über eine die Sitzungsergebnisse zusammenfassende Einigungsformel.
Auf Anregung von G. Bruck, der Indiskretionen vermeiden wollte
und der deshalb bat, sich auf eine evtl. weiterzugebende Formel über die
Resultate der Sitzung zu einigen, wurde Dessoirs (!!) Formel
angenommen: „Das Ergebnis der heutigen Sitzung war nicht befriedigend
. Ueber Einzelheiten soll nichts mitgeteilt
werden (vom Verf. gesperrt)/'
Max Dessoir liest regelmäßig über Psychologie. Vielleicht ist
er daher auf diesem Gebiete so weit zu Hause, um sich einmal darüber
klar zu werden, wie jeder objektive Kritiker seinen Bruch
dieser Vereinbarung vom 23. April 1922 durch seinen Artikel
vom 19. August 1923 in der Prager „Bohemia" psychologisch verstehen
wird. Mit den allerdings ungeschriebenen, aber um so ge-
bietenderen Regeln wissenschaftlicher Gepflogenheiten hat diese Taktik
sicher nichts zu tun!
Ich will sogleich anfügen, was C. Bruck weiter zu der Dessoir
sehen Behauptung, die Phänomenik „Irmas" sei ihm als „erstaunlich
" angegeben worden, „eine Anzahl wissenschaftlich gebildeter
Männer hätten das jPhänomen* viele Monate hindurch angestaunt",
einer von ihnen sei „im Begriff gewesen, eine große Abhandlung über
das Wunderkind an eine Fachzeitschrift zu schicken4', was C. Bruck
hierüber zu erklären hat. Es ist eben C. Bruck gewesen, durch
welchen Dessoir Irmas „Phänomenik" „zu Ohren gekommen" und
die Einladung zu der Sitzung vom 23. April 1922 zugegangen war;
seine bezügliche Aussage ist daher bestimmend. Danach hat Bruck
gerade Dessoir eingeladen, weil dieser früher in der Tagespresse
den Vorwurf erhoben hatte, daß man ihn und andere Kritiker methodisch
von Sitzungen mit aussichtsreichen Versuchspersonen fernhalte.
Bruck hat Dessoir hierbei erklärt, daß die bezüglichen Fragen
bisher zwar keineswegs eindeutig beantwortbar seien, man jedoch auf
einen Punkt gelangt zu sein glaube, bei dem einzelne Versuche auch
bei einwandfreier Methodik von solchem Interesse erschienen seien,
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