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552 Psychische Studien. Li. Jahrgang. 9. Heft. (September 1924.)
um eine Heranziehung weiterer Sachverständiger für gerechtfertigt zu
halten. Es habe sich daher auch in keiner Weise um eine sog. Prü-
fungs- oder Kommissionssitzung gehandelt, sondern um eine solche
\on durchaus inoffiziellem Charakter, da eben die Versuche
keineswegs als abgeschlossen betrachtet waren, noch
irgend jemand, am wenigsten er (Bruck) selber, an
irgendwelche Veröffentlichung gedacht hatte. Nur
in diesem Sinne hat sich C. Bruck bei der telephonischen
Einladung an die Herren Universitätsprofessoren Dr. Max üessoir
und Dr. M. Gildemeister ausgesprochen und nu** in diesem Sinne
konnte er sich auch über die Versuche aussprechen, wie ich noch im
folgenden erweise. Alles, was Dessoir von ,,angestaunter* Phäno-
menik, von der „großen Abhandlung über das Wundeikind", über die -
„vielen Monate'* der Untersuchung sagt, ist in majorem Dessaueri glo-
riam frei erfunden! Herr Dr. med. P. S ü n n e r schließt sich
den Erklärungen C. Brucks \ollinhaltlich an; er hat einer einzigen,
eben jener Dessoir sehen Sitzung beigewohnt, Bruck außerdem
dreien und ich selbst im ganzen — vieren, welche vom 29. Dezember
1921, 2. Jaruar 1922, i3. und i\. Januar 1922 datieren.
Ich bitte anzumerken, daß die letzte von mir „geleitete
Sitzung" um mehr als drei Monate der Dessoirschen
vorangeht! Es ist zunächst wohl schon verständlich — und außer
den Herren Dr. med. C. Bruck und Dr. P. Sünner bestätigt
dies auch der betreffende „Gelehrte4* —, daß jedenfalls noch vor der
Versuchsinangriffnahme bei jener Sitzung über die bisherige, ich darf
wohl in diesem Sinne kurz sagen: über meine Versuchsmethodik
, wenn auch vielleicht nicht mit allen ihren Varianten
im einzelnen, so doch jedenfalls so weitgehend gesprochen
worden ist, um Max Dessoir über sie völlig
zureichend zu unterrichten. Dies ergibt sich objektiv
auch daraus, daß er seine Versuchsanordnungen
vollkommen an die meinigen anlehnt und
sogar mit meiner Deckblattmethode seine Kontrollversuche beginnt!
Ich bitte meine Behauptung zu beachten, die besagt, daß Max Dessoir
seine Versuchsanordnungen derart ausgesprochen den
um mehr als ein Vierteljahr vorangegangenen meinigen angelehnt hat,
daß ich sie ohne jede Uebertreibung als die meinigen
bezeichnen kann! Ich bitte danach zu beachten, daß Dessoir
in allem Wesentlichen um sie gewußt haben muß.
Die logische Folgerung des Urteiles über den Charakter seiner
Unwahrheiten in dem „Bohemia'-Artikel ergibt sich daraus von
selbst.
Ich habe meine Behauptung, daß die Dessoir sehe Versuchsmethodik
in allem Wesentlichen die meinige ist, nachzuweisen. Hierfür
kann ich mich zunächst auf das Protokoll meiner Sitzung vom
i4. Januar 1922 beschränken. „Beisitzer" waren damals die Herren
Sanitätsrat Dr. C. Bruck und Studienrat Dr. 0. Prochnow,
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