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Schröder: „Pseudo-Entlarvtmgen"
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professor Dr. Max Dessoir, dieses „deutliche Wort"
spreche jetzt ich zu Ihnen!
Und ich werde noch anderes hinzufügen. Einstweilen, was mir
eine kurze Einsichtnahme in das Dessoir sehe „Vom Jenseits der
Seele" ergeben hat
Die vorberichteten Feststellungen ließen es mir wünschenswert
erscheinen, einmal eine Stichprobe von der Zuverlässigkeit
Dessoirscher Literatur-Benutzung zu nehmen.
Die übrigens „älteren eigenen Erfahrungen", welche Dessoir gerade
wie sein Mitstreiter Albert Moll unter dem Stichwort „Spiritismus
" behandelt, betreffen: Henry Slade, Eusapia Palladino, Anna
Rothe. Im Hinblick auf die erwiesenermaßen tendenziös unwissenschaftliche
Einstellung,welche Moll dem „Medium" Slade und
den Untersuchungen desselben durch Friedrich
Zöllner entgegenbrachte, hat eine gleiche Nachprüfung der Dessoir
sehen Darstellung besonderes Interesse.
Max Dessoir berichtet über seine Erfahrungen mit Henry
Slade auf den Seiten 140 bis i53, also beziehungsweise recht ausführlich
. Es sind vier Wiederdrucke Dessoir scher Artikel,
1. in den „Psych. Stud." vom III. 86, 2. in der „Sphinx" vom III. 86,
3. in den „Psych. Stud." vom XII. 90 und 4- in der „Gartenlaube"
Nr. 3 1907. Ich bitte übrigens in diesem genaueren Zusammenhange
nochmals meine Vermutung zu der vereinbarungswidrigen
Veröffentlichung des Protokolls vom 23. April 1922
durch Dessoir unterstreichen zu dürfen. Unter 1. teilt Dessoir
das Ergebnis einer „Ersten Sitzung am 17. Februar 1886, nachmittags
2 Uhr," mit, in „einem einfachen doppelfenstrigen Hotelzimmer
; „nicht weit von dem Fenster, mit dem Rücken nach dem
lenster zu, setzte sich Herr Slade". Teilnehmer: „Herr M., einer der
geistvollsten und gefürchtesten Kritiker Berlins (also doch wohl
Albert Moll, Verf.) und Herr G., I. Präses eines hiesigen ,Vereins
für psychische Forschung". Usf. Aus dem Berichte zitiere ich nur: „Alsdann
nahm Herr Slade zwei unserer Tafeln, legte ein Stückchen Schiefer
dazwischen, klappte sie zusammen und hielt sie Herrn M. auf
die linke Schulter, dicht an das Ohr. Wir hörten es deutlich längere
Zeit schreiben, bis drei Klopftöne zum Zeichen der Beendigung in
der Tafel ertönten; Herr Slade öffnete dieselben, und wir fanden
eine längere Mitteilung in französischer Sprache auf der Herrn M.
zugekehrten Tafel. Bei allen Tafelschriften lag überdies das Stiftchen
genau auf dem letzten Strich."
Und noch eine Stelle aus einer weiteren Sitzung unter 2. vom
27. Februar 1886, nachmittags 5 Uhr, bei welcher ebenfalls das Zimmer
„vom Tageslicht ganz hell beleuchtet war und nichts Auffälliges
bot". Nachdem u. a. Erhebungen „eines kleinen, runden, dreibeinigen
Tisches, an dem sich nichts Auffälliges befand, beobachtet waren,
wobei Dessoir „die untere Partie des Tischchens keinen Augenblick
aus den Augen verloren zu haben glaubt", berichtet Dessoir wei-
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