Freiburger historische Bestände - digital

Meinungsaustausch.

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modernen Menschen, auf den sich diese so gern beruft, zum Zusammen-
bruch dieser Kultur geführt. Uebrigens hat das Hellsehen, das Steiner
u. a. meinen, nach theosophischer Anschauung nxhts mit dem sog.
niederen zu tun, zu dem u. a. auch die Gedankenübertragung gehört,
letzteres, das sog. psychische, wird von Theosophen dieser Richtung
selbst als Atavismus angesehen, während das höhere, das sog. spirituelle
, auf einen höheren Zusammenhang hinweist. Auch bedeutet der
Begriff des Atavistischen in diesem Sinne keineswegs dasselbe,, was er
etwa auf biologischem Gebiet besagt, sondern läßt sich ebensogut als
Ausdruck für eine Funktion auffassen, die in der augenblicklichen Entwicklungsperiode
der Menschheit zugunsten anderer zurückgetreten ist,
da nach esoterischen Anschauungen der Menschen eben innerhalb der
Sinnenwelt das Einheitsbewußtsein mit dem Unendlichen erleben soll;
das schließt nicht aus, daß in späteren Entwicklungsperioden der
Menschheit diese Funktionen wieder hervortreten, da (im Sinne der
Esoterik) unter den gegenwärtigen Umständen ein solches Ziel natürlich
nur den wenigsten erreichbar ist.

4. Eine wenigstens teilweise Lösung dieses Problems ist in den
(leider jetzt von der deutschen Forschung sehr vernachlässigten) Durvill-
schen Forschungen gegeben, nach denen alle sinnliche Empfindung zunächst
vom Fluidalkörper aufgenommen und erst durch den auf den
physischen übertragen wird. Ist diese Behauptung richtig, so liegt darin
ein deutlicher Hinweis, daß dieser feinstoffliche Körper, bei dem nach
dem Austreten mehrfach hellseherische Fähigkeiten festgestellt wurden,
nicht als ein bloßes rudimentäres Organ aufzufassen ist, das jetzt alle
Bedeutung verloren hat, sondern als das Primäre, nach dem sich erst
später der physische Körper gebildet hat; es liegt also durchaus innerhalb
der Möglichkeit, daß in späteren Zeiten wieder ein Hervortreten
transzendenter Erkenntnisorgane im menschlichen Organismus stattfindet
, wie das m. E., wenn auch mitunter in recht primitiver Weise,
in der Apokalyptik der Bibel angedeutet wird.

5. Was schließlich die Bemerkung A.s betrifft, es müsse von dem
mystischen Erlebnisse als solchem ein Glanz ausgehen, der das Leben
des Betreffenden auch dann überstrahlte, wenn er sich normal betätigte,
so ist eben in dieser Hinsicht immer wieder auf die christlichen Mystiker
des Mittelalters hinzuweisen, in der es genug Persönlichkeiten
gibt, bei denen sich jene inneren Erlebnisse auch im äußeren Leben
ausgewirkt haben; wäre ihre Handlungsweise zur allgemeinen Norm
geworden, so wäre unsere heutige Gesellschaftsordnung ein Ding der
Unmöglichkeit, die, auf kapitalistischer Grundlage aufgebaut, in der
Befriedigung des Egoismus ihr alleiniges Ziel sieht und für die auch
das Mitleid (wie es auch bei Keyserling zu lesen ist) eine Ausdrucksforderung
seelischen Lebens ist, die überwunden werden muß. Damit
ist natürlich noch nicht gesagt, daß sich jeder okkulte Eigenschaften
erwerben müsse (man vgl. aus jüngster Zeit darüber besonders die
Schriften des Görlitzer Mystikers Bo Yin Ra, der direkt vor einer
Schulung warnt, wie sie Steiner seinen Anhängern zuteil werden läßt),
sondern er kann auch, sofern er durch innere Erlebnisse darauf hingewiesen
wird, im christlichen Sinne den Weg des Glaubens beschreiten,
der ihn durch das Vertrauen auf eine höhere Führung seinen Zusammenhang
mit dem Unendlichen erkennen läßt. So kann in ethischer Hinsicht
gerade die Parapsychologie von großer Bedeutung werden; indem
sie das Primat des Geistigen von dem Körperlichen, ja sogar seine
Unabhängigkeit von diesen zu erweisen sudit und damit auch die ausschließliche
Diesseitsethik überwinden hilft, an der noch heute viele
unserer Zeitgenossen hängen: der Mensch ist, wie schon seine Sinnesorgane
zeigen, in die physische Welt hineingestellt, die er infolgedessen
nicht ableugnen darf, aber er gehört auch, worauf besonders das Hellsehen
hinweist, einem höheren Zusammenhang an, und es erscheint