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Zeitschriftenrundschau.
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Versuchskontrollen sehr mangelhaft — leider erfahren wir nichts Genaues
über die Methoden, keinerlei Aufzeichnungen in Form genauer
$ Protokolle, was man doch von den Okkultisten als das mindeste verlangt
! — und das „Medium" hatte die Möglichkeit, mit allerhand Tricks
und Utensilien zu arbeiten, dann wäre es zwar ein interessanter Artist,
aber kein Medium, und es wäre ziemlich anmaßend, nach diesen Leistungen
zu sagen: „Damit verliert das Erklärungssystem von Crookes,
v. Schrenck-Notzing, Richet und anderer Okkultisten jeden Boden unter
den Füßen."
Oder aber — und darauf deutet der Hinweis auf den ostasiatischem
oder indischen Ursprung — der junge Russe verfügt wirklich über
echte mediumistische Fähigkeiten, die er nur in dem
angegebenen Falle verschweigt bzw. unter der Flagge kleiner artistischer
Behelfe als Tricks produziert, was unter Erwägung der früher in dem
Psychischen Studien veröffentlichten Berichte aus Indien und des oben
erwähnten Aufsatzes von Klinckowstroem doch immerhin im Bereiche
der Möglichkeit iäge. Ehe uns Prof. Henning nicht genauere Erklärungen
über die „Tricks" gibt, ist es immerhin gestattet, seinen
Schlußfolgerungen sich zu verschließen. Wenn man in dem zweiten
Aufsatz von demselben Autor liest, daß er mit richtigen Schwindlern
als Medien arbeitete, die z. B. Tischelevationen mit Hilfe fester Suppenlöffel
, die sie unter dem Aermel und Hemd am rechten Unterarm befestigt
hatten, bewirkten, dann muß man in seine Beobachtungsgabe
und auch seine Menschenkenntnis doch einigen Zweifel setzen. Denn es
ist unverständlich, wie er solchen Betrügern, seine Zeit und seine Mühe
widmen kann im Glauben', es seien Medien. Und so ist auch der erste
wunderbare Bericht bisher in seiner kurzen Abfassung keineswegs geklärt
, noch zu verstehen. Da Herr Prof. Henning mir mitteilt, daß es
sich nur um eine einstweilige Arbeit handelt, und er im nächsten Jahre
ausführlich über langjährige Prüfungen und das verschiedenartigste
Material berichten will, so ist zu hoffen, daß er in eine Nachprüfung des
Russen und seiner Fähigkeiten eintreten möge, um sich möglichst eine
Blamage zu ersparen! * Dr. Sünner.
!m „B. T." Nr. 392 vom 19. Aug. schreibt Herr Prof. Henning unter
der in diesem Blatte gewohnten riesenhaften Aufmachung über: „Die
Selbstentlarvung des Mediums" (Der Veilchenstrauß in der Speiseröhre.
Das Chiffonkleid als Luftballon) einen Aufsatz, der deutlich beweist, daß
er zu denen gehört, denen die immer größer werdende wissenschaftliche
Anerkennung des Okkultismus höchst unangenehm ist, weil sie
eben nicht in seinem Kram paßt. Er meint, daß bisher alle Medien durch
das Eingreifen der Psychologen entlarvt worden seien, und daß, nachdem
„Professoren aller Fächer reihenweise hereingefallen" seien, die Wissenschaft
im letzten Augenblick durch die Psychologie gerettet worden
sei. Hennings Ausführungen sind ebenso dumm wie anmaßend, und
schlagen allen bisherigen Feststellungen dermaßen ins Gesicht, daß er
nach diesen bewußt boshaften Entstellungen hinlänglich bewiesen hat,
daß es in Zukunft nicht verlohnt, ihn ernst zu nehmen und unter die
beachtenswerten Gegner des Okkultismus einzureihen. Dr. Stinner.
In den „Wissenschaftlichen Blättern der Germania" (Herausgeber
Prof. Dr. A. Steinmann in Braunsberg [Ostpr.]) veröffentlicht in Nr. 3
und 5 des 1. Jahrgangs der Berliner Sanitätsrat Dr. Bergmann einen
längeren Aufsatz: „Aus der okkulten Wissenschaft". Bei der noch oft
zui beobachtenden ablehnenden Haltung der gebildeten katholischen
Kreise sowie der Gelehrtenwelt ist es ein sehr verdienstliches Bemühen
des genannten Verfassers, dem Leserkreise eine eingehende Uebersicht
über das weite Gebiet des Okkultismus zu geben. Er gibt die Erklärungen
für Somnambulismus, Spiritismus und Okkultismus, erläutert
die Vorgänge des Hypnotismus und des Unterbewußtseins, erklärt die
Wünschelrute und so manches „Wunder" und vor allem die physika«
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