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580 Psychische Studien. LI. Jahrgang. 9. Heft. (September 1924.)
nimmt. Unerwähnt bleiben die Stellungen der übrigen Planeten in den
Tierkreiszeichen und in den Häusern, ihre Aspekte zueinander, die
Bedeutung des aufsteigenden Zeichens. Auch das aber hätte Moll aus
jedem Lehrbuch entnehmen können. Er hat es scheinbar nicht für
nötig gehalten, ein solches zu studieren oder auch nur durchzublättern,
bevor er zu dem so überaus schwierigen Wissensgebiete der Astrologie
Stellung nahm, zu dessen wirklicher Beherrschung ein ausgedehntes
und eingehendes Studium und eine lange Erfahrung gehörjt. Oder aber
er hat sich eingehender mit dem Gegenstande befaßt, als es seine
Aeußerungen vermuten lassen. Dann ist es ein höchst unwissenschaftliches
Verfahren, aus einem Komplex Einzelheiten herauszugreifen,
die in ihrer Vereinzelung seltsam wirken und es gtstatten, spöttischwitzelnd
die Angelegenheit abzutun. Mit dieser Methode kann man,
wie ohne weiteres einleuchtet, jede ernsthafte Wissenschaft, auch eine
bereits allseitig anerkannte, scheinbar ad absurdum führen.
Eine Begründung der Astrologie war hier nicht zu geben, vielmehr
war ihre Nichtigkeit als bewiesen vorauszusehen. Zu beweisen hatte
ich, und ich habe bewiesen, daß Moll in diesem Falle mit einem
nicht zu überbietenden Mangel an Korrektheit und Exaktheit verfahren
, daß er tendenziös entstellt hat. An anderer Stelle wird durch
andere und vielleicht auch durch mich — dargetan werden, und ist
bereits dargetan worden, daß Molls wissenschaftliche Arbeit auch sonst,
insbesondere in seinem neuen Buch „Der Spiritismus', nicht höher zu
bewerten ist.
Kleine Mitteilungen.
Umfrage über das Zopfflechten bei Pferden und Rindern. Im
Mai-Heft der Psychischen Studien wurde in einem „Bericht über einen
merkwürdigen Stallspuk von H. Lippert" über das Zopfflechten bei
Pferden referiert. Derartig spukhaftes Zopfflechten wird auf dem Lande
an Pferden (selten an Rindern) häufig beobachtet. Der Schweif oder die
Mähne des Tieres wird auf unerklärliche Weise zusammengedreht oder
zusammengeflochten. Seit einigen Jahren habe ich viele diesbezügliche
Mitteilungen erhalten. Es ergeht die Bitte, weiteres Material mir gütigst
zur Verfügung zu stellen. (Adresse!) Ich schicke Fragebogen zu. Sehr
erwünscht wäre es, wenn ich zur Untersuchung derartige Zöpfe zugesandt
erhielte. Prof. Dr. Klee, Nürnberg, Aeuß. Sulzbacher Str. 40 II.
Ein gut beglaubigter Fall von Fernsehen. In dem sehr lesenswerten
Buche „Erinnerungen einer Achtzigjährigen" von Dr. med. Franziska
Tiburtius befindet sich die nachstehende Stelle: „Einer wunderbaren
Begebenheit dieser Todesnacht (in welcher ihr ältester Sohn in
ihren Armen starb) gedachte meine Mutter noch später. Es war kurz
vor dem Ende. Der Kranke lag mit schwerem Atem in tiefer Bewußtlosigkeit
; plötzlich richtete er sich auf und rief angstvoll und deutlich:
,Karl Schlieff, Karl Schlieff, es brennt, es brennt — du mußt hin!1/ Karl
Schlieft war ein Gutsbesitzerssohn von Rügen, zur Zeit Freiwilliger in
Stralsund, sein bester Freund. In derselben Nacht brannte das Gut der
Eltern des jungen Mannes ab. Dieses sicher beglaubigte Geschehnis
mögen die Okkultisten erklären." Dr. Freudenberg.
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