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Tischner: Ueber Buchteste.
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von Frau Talbot sehr genau, worauf er dann selbst das Wort nimmt
und sich bemüht, seine Identität zu beweisen. Er spielt auf manche
früheren Ereignisse an, die nur er und Frau Talbot kannten, dann
kam er besonders auf ein Buch zu sprechen, es sei aber eigentlich
kein Buch, es sei Geschriebenes darin. Frau Talbot glaubt aus der
Beschreibung (irrtümlich) zu erkennen, was er meint, und entsinnt
sich eines Notizbuches. Sie ist aber nur mit halbem Herzen dabei, da
sie überzeugt ist, daß das Buch nicht mehr vorhanden ist; weiter gibt
er an, es finde sich eine Tafel über Sprachen darin, und spricht von
„indo-europäischen" und „semitisch-arabischen" Sprachen und beschreibt
Linien, die von einem Zentrum ausgehen. In diesem Buche
befinde sich auch auf Seite 12 oder i3 eine Stelle, die nach dieser
Unterhaltung für sie von Interesse sein werde. Frau Talbot war von
der Falschheit dieser Angaben so überzeugt, daß sie erst auf Drängen
ihrer Schwester und Nichte, denen sie davon erzählt hatte, Nachschau
hält, sie findet dann auch im Büchergestell ein Notizbuch ihres Mannes
, das der Beschreibung entsprach; als sie es aufschlägt, fand sie
darin nun in der Tat eine Tafel der semitischen oder syro-arabischen
Sprache und eine der arabischen Sprache mit den von Feda beschriebenen
Linien. Außerdem fand sich auf Seite i3 in der Tat eine
Notiz, die sinnvolle Beziehungen zu der Unterhaltung mit Feda hatte.
Es war ein kurzer Auszug aus einem Buche „Post Mortem" und bezog
sich auf den Moment des Sterbens und beschrieb vom Standpunkt
eines Weiterlebens den Moment des leiblichen Todes.
Wenn dieser Fall auch kein Buchtest im engeren Sinne ist, indem
bei ihm nicht wie bei den gewöhnlichen Buchtesten auf ein dem angeblich
Verstorbenen, der sich meldet, unbekanntes Buch angespielt
wird, so ist der Fall doch in mehrfacher Hinsicht merkwürdig. Da
Frau Talbot sich auch, nachdem sie die Sprachentafel gefunden hatte,
nicht besann, sie jemals vorher gesehen zu haben, so meint Frau Sidg-
wick, daß eine telepathische Uebertragung recht unwahrscheinlich sei,
es gibt aber bei den Kreuzkorrespondenzen — dem „Letheineident"
z. B. und ähnlichen — manche Anzeichen, daß auch solch gänzlich
vergessenen Dinge telepathisch übertragen werden können, ich möchte
deshalb dieser Ansicht von Frau Sidgwick nicht unbedingt beitreten.
Auch die Anspielung auf den Tod wird man treffend finden dürfen,
ohne darin einen Beweis für das Fortleben des individuellen Gedächtnisses
der verstorbenen Person sehen zu müssen. Aber es ist jedenfalls
ein sehr bemerkenswerter Fall von Hellsehen oder Telepathie, auch
wenn man der spiritistischen Ausdeutung beizutreten nicht gewillt ist.
Ein weiterer Fall von Buchtest verlief folgendermaßen. Durch
Feda gab sich angeblich der verstorbene Mann der anwesenden Frau
Beadon kund. Zuerst beschrieb Feda ein Bücherbord und sagte, im
fünften Buch von links sei auf Seite 17 oder 71 eine Botschaft von
dem Manne an seine Frau. Und zwar wurden sieben Punkte angegeben
: 1. habe diese Botschaft Beziehung zu der Vergangenheit;
2. auch zur Gegenwart; 3. sei es die Antwort auf Gedanken, die die
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