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610 Psychische Studien. LI. Jahrgang. 10. Heft. (Okt. 1924.)
eine ziemliche Länge (sie! Verf.) — , keine fortlaufende Aufzeichnung
über die Bewegungen des Mediums usw." Zöllner selbst weist hingegen
an jener Berichtsstelle über das „Knotenexperiment4' Bd. II,
S. 214,210, auf die Tafel IV, Bd. I, wiederholt hin, auf welche sich
der Text S. 726 bezieht. Hier schreibt Zöllner ausdrücklich „Diese
?* Versuch ist mir nun ... vormittags 11 Uhr innerhalb einer Zeit
von wenigen Minuten gelungen...!' „Von wenigen Minuten!?" Ist
es nicht skandalös, daß Dessoir derart einfach Unwahrheiten
verbreitet, sei es aus Leichtfertigkeit, da er sich
nicht hinreichend unterrichtet hat, sei es, weil ihm seine Ziele so bequemer
erreichbar erscheinen! An jener Stelle, S. 726, Bd. I, spricht
Zöllner auch ^on der „Haltung" seiner Hände, „mit denen die linke
Hand des Herrn Slade und noch eines anderen Herrn vereint auf dem
Tische lagen..." Hierzu das, was Zöllner in dem bereits zitierten
Teile des Berichtes anmerkt und wo er schließlich hinzufügt, daß er
„ein Verschwinden" oder eine Gestaltveränderung der Hände des Herrn
Sladc nicht beobachtet habe: Das alles ist doch sicher genug ge-
sagt über die „Bewegungen des Mediums" in der
Zeit von wenigen Minuten bei vollem Tageslicht.
Die Kritik Dessoirs bricht abermals auf der un-
wahren Grundbehauptung zusammen!
Leider aber muß ich meine Kritik der Dessoir sehen Kritik
Zöllners noch um einiges fortsetzen. Dessoir fährt nämlich
fort: ,Aeußerst verdächtig ist das Brett, das zufällig im Zimmer war
-- wer in aller Welt hat ,zufällig' in seiner Stube ein Brett? Es erinnert
stark an die große Schiefertafel, welche Palma als Deckung zu
benutzer pflegte." Hierzu wolle man den Zöllner sehen Bericht
vergleichen, um sich darüber klar zu werden, welche unsinnige Entstellung
der Vorgänge erforderlich ist, um dem von Slade mit seiner
rechten Hand nach Art seiner sog. Tafel-Experimente (für sog. direkte
Schrift) unter dem Tischrand festgehaltenen Brett (zwischen dem auf
der Tischplatte ruhenden Daumen und der von unten gegen die unter
der Platte ihr angedrückte Tafel gegengepreßten Fingern) möglicherweise
irgendeinen täuschenden Einfluß einräumen zu wollen. Ohne
daß es hier ein Interesse hätte, Möglichkeiten über den „Zufall" des
Vorhandensein jenes „Brettes" im Zimmer nachzugehen, hätte sich
gerade der Psychologe Max Dessoir darüber klar sein können,
daß jenes „Brett" genau wie bei den Tafel-JExperimenten bei dem
Knotenversuch von Slade gehalten wurde, um den psychischen
Anschluß der für ihn ganz neuen Anordnung und
Aufgabe, gewohntan die frühere erfolgreiche, Zugewinnen
. Eine bezügliche Erfahrung ist den Psychologen sonst nichts
Neues. Es mag aber Dessoir jene Zumutung an die Leichtgläubigkeit
seiner Leser doch selbst etwas gar zu robust vorgekommen
sein, denn er schließt noch 11 Zeilen darüber an, daß der
Physiker nur die Vorbereitungen seiner Versuche, nicht aber ihren
Ablauf zu beachten gewohnt sei. Ich möchte den Physiker kennen
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