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612 Psychische Studien. LI. Jahrgang. 10. Heft. (Okt. 1924.)
hing, die mit Wissenschaft überhaupt nichts mehr zu tun hat. Diese
Vorwürfe „betreffen die menschliche llechtschaffenheil" (Ü e s s o i r ,
S. XIII).
Und dieser selbe Max Dessoir scheute sich z. B. nicht, das
Zeichen zu einem allgemeinen Presseangriff auf v. Schrenck-
Notzing zu geben, als er einmal Ungenauigkeiten einer Ueber-
setzung entdeckt hatte. Nichts weist so deutlich auf die innere
Haltlosigkeit der „gegnerischen" Stellung hin als das
krankhafte Suchen der anderen Seite nach Stützung. C. Will-
mann und W i 1 h. M a r r i o 11 z. B. als Mitstreiter AlbertMolls!
Aähnliches gilt auch für D e s s o i r z. B. in folgendem Falle. Hat da
II ans Henning in der „Zeitschr. f. Psychologie" (S. 278-Mcp,
192/i) einen Beitrag veröffentlicht, nach dem er gesehen hat, wie
*,ein russisches Medium" mit „nur zwei fast mikroskopisch kleinen
Behelfen, die auch ohne Hände, Füße und Kopf benutzt werden
können", nicht nur \erabredete Gegenstände auf Distanz in jeder vom
Versuchsleiter befohlenen Richtung bewegte", sondern „die Gegenstände
auch beliebig lange in freier Luft schweben" lassen konnte.
So fort, ohne daß noch von Henning auch nur der geringste
Anhalt für eine physikalische Beurteilung dieser
doch gewiß in erster Linie physikalischen Frage zu
geben versucht wäre, auf die bioße Behauptung hin, in einem
vorläufigen Berichte, dem alles, aber auch alles
fehlt, was Dessoir von den Berichten über sog. okkulte
Phänomenik verlangt (siehe Kritik Zöllner s), wird
von Max Dessoir in der „Berliner Vossischen Zeitung" vom
i3. Juli 192^ unter dem Stichwort „Die Krise im Okkultismus" ein
neuer Angriff gegen den Okkultismus inszeniert!
Dessoir kann nicht die von Hennings angezeigte eigentliche
Veröffentlichung abwarten. Der in den Haltlosigkeiten und Unwahrheiten
seiner Feuilleton-Artikel und Kritiken durchaus den Boden
jeglicher Wissenschaftlichkeit verlierende Dessoir greift wie ein
Ertrinkender nach jeglicher leeren Behauptung, nach, am Stande
unserer heutigen physikalischen Kenntnis geprüft, vollkommen unmöglichen
physikalischen Annahmen. Physikalischen; denn Dessoir
zitiert diese Beobachtungen als Einwand gegen die Echtheit der sog.
okkulten Phänomenik und behauptet damit ihr rein physikalisches
Geschehnis. Er propagiert in der Tagespreise den Glauben an
ein „physikalisches" Wunder, nur um die Echtheit der
sog. okkulten Ph&nornenik für den oberflächlichen Leser diskreditieren
zu können. Oder sollte Dessoir als Psychologe zu wenig
Urteil auf physikalischem Gebiet besitzen; dann aber sollte
er erst recht vorsichtiger in solchen Angriffen sein. Jedenfalls ist es
wiederum wertvoll festzustellen, mit wie verschiedenem Maß Dessoir
mißt, ohne als Psychologe dafür eine Selbstkritik zu besitzen
.
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