Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
51. Jahrgang.1924
Seite: 622
(PDF, 233 MB)
Bibliographische Information
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622 Psychische Studien. LI. Jahrgang. 10. Heft. (Okt. 1924.)

Mackenzie auf mich zukam. Aergerlich sagte ich ihm etwas derb, ob
er denn nicht sehe, daß ich beschäftigt sei. Darauf zog er sich mit
verstimmter Miene zurück, trat aber gleich darauf wieder hervor, als
ob er lebhaft eine sofortige Unterredung wünsche. Jetzt warf ich
ihm in noch lebhafterem Ton als das erste Mal seinen Mangel an Takt
vor. Unterdessen verabschiedete sich die Person, mit welcher ich mich
unterhalten hatte, von mir und Mackenzie näherte sich mir daraufhin
von neuem. „Was soll das alles denn heißen, Robert?" sagte ich mit
zorniger Stimme. „Haben Sic denn nicht gesehen, daß ich beschäftigt
war?"

„Gewiß mein Herr," sagte er, „aber es ist nötig, daß icli Sie auf
der Stelle spreche."

„Weshalb denn? Was gibt es denn so Dringendes?"

„Ich muß Ihnen sagen, daß man mich einer Sache beschuldigt,
die ich nicht begangen habe. Ich habe das Bedürfnis, Sie dies wissen
zu lassen, damit Sie mir das \ erzeihen, dessen man mich beschuldigt
und woran ich doch unschuldig bin." Und alsdann fügte er hinzu:
„Ich habe das nicht getan, wovon sie sagen, daß ich es getan hätte."

„Was denn ?" fragte ich nochmals.

Er wiederholte dieselben Worte. Natürlicher Weise fragte ich
darauf: „Aber wie kann ich Ihnen denn etwas verzeihen, wenn Sie
mir nicht sagen, wessen man Sie beschuldigt?"

Niemals werde ich den emphatischen Ton vergessen mit dem er
mir im schottischen Dialekt antwortete: „Sie werden es bald wissen!"
Ich wiederholte meine Frage noch zweimal, und ich bin gewiß, daß
dieselbe Antwort dreimal in der nachdrücklichsten Weise gegeben
wurde.

Hierauf erwachte ich, doch blieb eine gewisse Unruhe von dem
sonderbaren Tiaum in mir zurück. Eben fragte ich mich, was es wohl
bedeuten solle, als nieine Frau erregt ins Zimmer stürzte mit einem
offenen Brief in der Hand. „O, James", rief sie. „Welch schreckliche
Geschichte auf dem Arbeiter ball! Robert Mackenzie hat sich das Leben
genommen." Nunmehr den Sinn der Vision verstehend, sagte ich ruhig
und entschieden: „Nein, er hat sich nicht das Leben genommen!" —
„Wie kannst du das wissen?" — Er hat es mir soeben selber gesagt."

Um den Bericht nicht zu unterbrechen, habe ich noah nicht gesagt
, daß ich, als er mir erschien, über sein Aussehen entsetzt war. ßein
Gesicht war von einem fahlen Blau und auf seiner Stirn bemerkte ich
Flecken wie von Schweißtropfen. Ich wußte nicht, was das bedeuten
sollte.

Folgendes nun war passiert. Bei seiner Rückkehr nach Hause in
der Samstagnacht hatte Mackenzie eine Flasche ergriffen, die Salzsäure
enthielt, in dem Glauben, es sei seine Wiskyflasche. Er hatte sich
ein kleines Glas voll eingegossen und es mit einem Zuge ausgetrunken.
Unter heftigen Schmerzen trat darauf am Sonntag der Tod ein. Man
hatte geglaubt, daß er sich selbst das Leben genommen habe. Daher
ist er gekommen, um mir zu versichern, daß er unschuldig an dem sei,


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