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Buchner: Teleplastisches Hellsehen.
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Erklärungsmöglichkeiten zu retten versucht. Die psychische Qualität
dieser Phänomene kann man mit so groben Vorstellungen doch wohl
kaum einfangen.
Eine Kartenschlägerin sagt den Tod eines Kindes voraus.
Eine Patientin von mir leitete als Oberschwester das Kinder-
krüppelheim in Metz. Dort ereignete sich folgendes:
Im Heim war ein Dienstmädchen angestellt, dessen uneheliches
etwa i Jahr altes Kind dort insoweit mitversorgt wurde, als es daselbst
schlief und bekleidet wurde. Tagsüber war es in der Krippe des Säuglingsheims
, welches nur eine Straße weit entfernt war. Eines Abends
nun sitzt die Mutter, das Dienstmädchen Lotte, da und weint bitterlich.
Erst auf inständiges Drängen kommt sie mit folgendem zutage: „Dreimal
sei sie jetzt bei der Kartenschlägerin gewesen, und immer habe
ihr diese dasselbe gesagt, daß ihr Kind demnächst stürbe, und zwar
nicht zu Hause, sondern in einem anderen Hause, in dem ebenfalls!
viele Leute beisammen seien; es könne sich jetzt nur noch um einige
Tage handeln. Ich sagte wohl „aber Lotte, wer wird an solchen Unfug
glauben", gab aber, da ich ihre Not sah, selbstverständlich zu, daß das
Kind die Woche über im Heim bleiben dürfe. Am folgenden Montag
brachte Lotte ihr Kind bereinigt wieder in die Krippe. Nachmittags
um 0V2 Lhr stürzt plötzlich das Dienstmädchen von dort herüber,
„Schwester Ida, schnell, schnell, das Paulchen stirbt." Ich eile hin und
die Schwester dort legt mir das Kind tot in den Arm. Alle Versuche
unsrerseits und die des schnellstens gerufenen Arztes, das Kind ins
Leben zurückzurufen, waren vergebens." Was war geschehen? Paulchen
war von der Schwester, da es bald sechs Uhr war, zum Abholen
angezogen worden und hatte sich das, wie kleine Kinder das sehr oft
machen, nicht gefallen lassen wollen. Er bekam einen Stimmritzenkrampf
und starb. Die Wahrsagerin hatte Recht behalten.
Teleplastisches Hellsehen.
Von Eberhard Buchner, Birkenwerder bei Berlin.
Ferdinand Ossendowski teilt in seinem in der Frankfurter Socie-
täts-Druckerei erschienenen Buche „Tiere, Menschen und Götter" einen
okkulten Vorgang aus dem in der äußeren Mongolei gelegenen lama-
istischen Kloster Narabantschi Kure mit, der mir bedeutsam
genug erscheint, um einen Abdruck des Abschnitts an dieser Stelle
zu rechtfertigen. Der Hutuktu (= Heiliger, inkarnierter Gott, höchster
Rang der lamaistischen Mönche) führt Ossendowski zu einem heiligen
Gebetsschrein, wirft sich auf dem Teppich davor nieder und winkt
Ossendowski leise heran. „Sehen Sie auf den dunklen Raum hinter
der Statue Buddhas," weist er ihn an, „dort werde ich Ihnen Ihre
Lieben zeigen." Ossendowski fährt in der Erzählung dann wörtlich
fort* „Ich folgte dem mit tiefer Stimme gegebenen Befehl und blickte
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