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Vom Büchertisch.
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Eignung des Pathologischen als Kulturfaktor, legt die psychische
Dynamik der kulturpathologischen Erscheinungen und ihren Wertgesichtspunkt
dar. Verf. zieht unter den kulturellen Phänomenen auch
ekstatische, mystische oder inspiratorische Seelenvorgänge oder schizophrene
, hysterische und andere psychotische Zustände (die ans Pathologische
anklingenden künstlerischen Aeußerungen des Expressionismus
u. a.) in seine Betrachtung ein. Auch die somnambulen, die
Traum- und Trancezustände mit ihrer automatischen Tätigkeit der
seelischen Tiefenschichten und ihren Analogieschlüssen auf das Wesen
der höchsten Kulturleistung der menschlichen Seele, der aus dem Unterbewußten
heraus gestaltenden schöpferischen Geistestätigkeit der Inspiration
, sowie die für mannigfache Bewegungen pathologischen Einschlags
in der religiösen und politischen Geschichte bedeutsamen
Wahn- und überwertigen Ideen werden gewürdigt. So kann man dem
Verfasser wohl zustimmen, daß vom Pathologischen her eine wesentlich
neuartige, ergänzende und dabei notwendige Betrachtung in die
kultur- und geisteswissenschaftliche Bearbeitung unserer Zeit hineingetragen
wird. S.
William Danmar. Pro!., New York. Welterkenntnis, das
Sein, die Wirklichkeit, die Natur und der Tod.
Konrad Grethleins Verlag. Berlin W. 10. Preis 2 M.
Diese durch reiche Erfahrung im amerikanischen Mediumismus
veranlaßtc Weltphilosophie enthält nach Ansicht des Verf. die Vereinigung
von echtem Spiritualismus mit den modernen Bekenntnissen
der Naturwissenschaft, indem Verf. eine naturalistische Geisttheorie
aufbaut. Er nimmt das Galom als das Wesen des Weltstoffes an
und benennt seine Lehre den Galomalismus der die monistischen und
dualistischen Weltanschauungen und deren mechanische Naturtheorien
zu verdrängen berufen sei. Für Widerlegung des Grundprinzips hatte
Verf. bisher vergeblich hohe Preise ausgesetzt. S.
W. Toa den Steinen, Die Wunderndes heiligen Bernhard. Separatabdruck
aus der „Oesterreichischen Rundschau", XX. Jahrg. Heft 6.
Das vorliegende Heft ist entnommen einem noch unveröffentlichten
Werk über den Geist der christlichen Mittezeit, das sich um die Gestalt
des heiligen Bernhard von Clairvaux (1090—1153) gruppieren wird.
Verf. unterscheidet zwischen geistigen und sinnlichen Wundern, die
uns nach genauen Berichten von Augenzeugen so auch während der
Rheinreise von 1146 beinahe täglich von den Begleitern überliefert worden
sind. Bernhards Heilungen geschehen durch körperliche Berührung
und die Kraft seines Willens. Der vorliegende Auszug läßt das Gesamtwerk
jedenfalls mit Interesse erwarten. S.
Dr. Bichard Herbertz, Ord. ö. Professor der Philosophie an der Universität
Bern: Das Philosophische Urerlebnis. Ernst
Bircher Verlag, Bern und Leipzig. Preis M. 5.20.
Der bekannte Philosoph geht von dem Hegeischen Wort aus, daß
die Philosophie einer Zeit die in Gedanken erfaßte Zeit selbst ist. Wie
aus allen Sphären der Kultur dem hinhorchenden Ohr der Ruf nach dem
Urtümlichen vernehmbar werde, wie Kunst und Religion aufs „Urge-
fühl" drängen, wie die moderne Eurhytmik nach Rückkehr zur „Urbe-
wegung" dränge, so komme in der Philosophie das Bestreben, dem
Herbertz das Wort redet, in den sog. „reinen Philosophien" zum Ausdruck
. Nach diesen strebe unser Zeitalter, und Verf. zeig& 7*? die
denkbar verschiedensten, teilweise einander entgegengesetzte/* philosophischen
„Richtungen" dieses Epitheton „rein" sich beilegen, sowohl
der Neukantianismus der Marburger Schule, (Cohen), wie die Philosophie
der reinen Erfahrung des Positivismus, wie der moderne Intuitionismus
Bergsons und die Phänomenologie Husserls. Indem Herbertz
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