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646 Psychische Studien. LI. Jahrgang. 10. Heft. (Okt. 1924.)
wäre heute schon weiter, wenn sich ihr häufiger solch geduldige und
willige Versuchspersonen zur Verfügung stellen würden und wenn die
eigentlichen Medien sämtlich zu solcher Ausdauer fähig wären. Es ist
nur zu schade, daß Herr M. sich nicht als ein solches erwiesen hat.
Trotzdem aber bin ich ihm dankbar, denn er hat es mir ermöglicht,
eine Spezialfrage eingehender zu untersuchen. Ist das Ergebnis auch
in gewissem Sinne negativ ausgefallen, so hat die vorliegende Arbeit
doch wertvolle Erfahrungen gezeitigt, die bei späteren Untersuchungen
benutzt werden können und die ich deswegen trotz ihres geringeren
Allgemeininteresses hier habe mitteilen wollen.
Am Ende meiner Versuchsreihe machte ich noch einen reinen
Temperaturversuch, indem ich den Südpol des Magnetstabes i3 Minuten
lang in eine mit Wasser von ungefähr 4o Grad Celsius gefüllte
Thermosflasche tauchte. Das Wasser stand darin io cm hoch, so daß
die Länge des eingetauchten Stabendes ungefähr gleich der Länge war,
die in dem letzten Beeinfiussungsversuch von der beeinflussenden Hand
umfaßt war. Den Eintauchversuch nahm ich im ganzen viermal vor
Das Ergebnis erbrachte den Beweis dafür, daß die beobachteten geringen
Aenderungen des Stabmagnetismus bei den Beeinflussungsversuchen
nur eine Folge der Erwärmung des Stabes durch die ihn
umfassenden Hände waren. Es eigab sich derselbe Wert der Schwächung
wie bei diesen, nur wurde er schon nach einer einzigen viertelstündigen
Eintauchung erreicht. Durch diese fiel der anfängliche Ge-
samtwirkungswert der beiden Stabenden von 4i8,5 auf 4i5,o. Der
Wert von /ji5,o blieb dann nach drei weiteren Eintauchungen unverändert
.
Schließlich ist auch die Größenordnung der Schwächung des Stabmagnetismus
ein Beweis für die Annahme, daß es sich hier um eine
reine Temperaturwiikung handle. Da die Zimmertemperatur bei dem
Versuch zwischen n und 12 Grad lag (es war damals kalt und das
Laboratorium ungeheizt) und die Wassertemperatur ungefähr 4o Grad
betrug, so wurde der Magnetstab durch das Eintauchen einer Temperaturdifferenz
von rund 3o Grad ausgesetzt. Diese rief eine Aende-
rung des Gesamtwirk ungswertes von 8,5 Promille hervor. Daraus
berechnet sich der Temperaturkoeffizient des Stabes zu rund o,ooo3
(— 0,0080 3o). Dies ist ein Werl, wie er für permanente Magnete in
diesbezüglichen Handbüchern sich angegeben findet
Als Schlußergebnis der vorstehenden Untersuchung wäre festzustellen
, daß die eingangs angeführte Frage, ob es möglich ist, eiserne
oder stählerne Gegenstände durch den Einüuß des menschlichen Körpers
magnetisch zu machen, mit einem Nein beantwortet werden muß,
sofern man dabei an normal veranlagte Menschen denkt. Dagegen ist
die allgemeinere Frage, ob es möglich ist. den magnetischen Zustand
von eisernen oder stählernen Gegenständen durch den Einfluß des
menschlichen Körpers zu verändern, unbedingt mit einem Ja zu
beantworten. Dabei ist jeder Mensch zur Herbeiführung solcher Veränderung
imstande, nicht etwa infolge einer besonders eigentümlichen
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