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664 Psychische Studien. LI. Jahrgang. 11. Heft. (November 1924.)
mit dem bekannten „homerischen Gelächter" über das mir durch sie
bereitete Vergnügen dankend quittiert. Ausgerechnet Albert Moll
und mit ihm Max Desscir also wollen der Natur ihre Bedingungen
vorschreiben, damit unter allen Umständen und Voraussetzungen
natürliche Geschehnisse als erfahrungswertig angesehen werden dürfen!
Spottet ihrer selbst und weiß nicht wie. Ich frage dagegen, ist die
Erdkunde eine Wissenschaft in den Augen jener „Autoritäten' oder
nicht, bzw. welche „Versuchskautelen" schreiben die Herren dieser
vor, um sie als Wissenschaft anerkennen zu können? Oder: Gibt es
eine Farbenblindheit nach dem Urteil dieser Herren, bzw. wie ist
diese experimentell belegt anders als durch subjektive Reaktionen von
unregistrierbarem Charakter usf.? Ich könnte diese Fragen auf ungezählte
Seiten ausdehnen, will aber die Herren nur noch auf eine
einzige „Erfahrung*' aufmerksam machen: die Hypnose. Wenigstens
Albert Moll müßte doch einiges von der Geschichte
des Hypnolismus wissen, als dessen Sachverständiger er angesehen
werden will: allerdings auch ein Psychologe, der die Geschichte
der Psychologie „liest" und über sie schreibt, der sich, wie Max
D e s s o i r , anderen als Muster für experimentelle Versuchsanordnungen
anpreist. Diese Herren müßten wissen, daß es gerade Friedrich
Zöllner, der so viel Geschmähte, gewesen ist, welcher für die Echtheit
der von dem „Magnetiseur" Carl Hansen (aus Odense, Dänemark
) vorgeführten hypnotischen Experimente gegen die Flut von Anwürfen
durch Presse und „Autoritäten" derartig leidenschaftlich
kämpfte (zugleich für die Echtheit der S lad eichen Phänomenik),
daß man sich seiner nicht anders erwehren zu können glaubte, als^
wie schon gesagt, ihn des Irrsinns zu zeihen! Ganz zweifellos hat dieser
aufreibende Kampf Zöllners um die Echtheit der Han-
sen'sc^en Phänomenik, d. h. der Hypnoseerscheinungen, icin
Außerordentliches für ihre Erhebung zu einem wissenschaftlichen Erfahrungsgebiete
beigetragen.
Im Bande III (1879) seiner „Abhandlungen" ist der ganze Abschnitt
V (S. 3q3 bis 558) dem „sog. animalischen Magnetismus mit
besonderer Rücksicht auf die Experimente des Magnetiseurs Carl
Hansen" gewidmet; Zöllners Abhandlung „Zur Aufklärung des
Deutschen Volkes..." ( j88o) hat als wesentlichen Inhalt „notarielle
und wissenschaftliche Atteste zur Rechtfertigung der öffentlich verletzten
Ehre der Herren S1 a d e und Hanse n", und auch seine
übrigen Werke enthalten viele bezügliche Hinweise, so besonders noch
„Das Deutsche Volk und seine Professoren" (1880). Es ist von ausschlaggebendem
Interesse, wie sich damals der Kampf um die Echtheit
hypnotischer Erscheinungen genauest in den Merkmalen des heutigen
um die mögliche Echtheit sog. okkulter Phänomene abspielte.
Selbst so weitgehend, daß (berichtet nach Zöllner, „Aufklärung"
S. 52/53 u. a. 0.) Carl Hansen in Wien am 27. März 1880 gerichtsnotorisch
als Schwindler gebrandmarkt wurde! Hatte sich da
doch unter die Versuchspersonen ein „Assistent für Chemie an der
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