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672 Psychische Studien. LI. Jahrgang. 11. Heft. (November 1924.)
Gof 1 ihres Dogmas in seinem Verhältnis zum Weltall denkt, ist mir
gänzlich unbegreiflich. Daß ein Etwas, das infinitum „ens", nur aus sich
ein wesensfremdes anderes Etwas schaffe, ist wenigstens mir ein „logischer
** Widerspruch. Und wenn der „wissenschaftliche Okkultismus'"
bereits hie und da Aeußerungen einer „Panpsyche" in einzelnen parapsychischen
Erscheinungen erkennen zu sollen glaubt, so wäre auch
daraus wohl die feindselige Einstellung kirchlicher Dogmatik auf der
Offenbarungs-Grundlage gegen ihn verständlich, aber ohne Bedeutung,
da der religiöse Standpunkt keine objektive Kritik gegen ein naturwissenschaftliches
Problem bedeutet. Uebrigens würde auch, wenn das
Weltall dem infinitum ens als Wesensteil nach pantheistischer
Auffassung einzueignensein würde — ich teile diese Auffassung
vom Standpunkte des Psych-Monisten — daraus keineswegs
„logisch" folgen, daß eine umkehrbare Gleichung vorläge. Ich bin blind
genug, kein Teufelswerk in dieser Auffassung zu sehen.
Dem religiösen Standpunkte als solchem muß
die Objektivität der Kritik unbedingt fehlen, womit
naturgemäß nicht gesagt sein soll, daß nicht auch Geistliche zu einer
objektiven Würdigung der sog» okkulten Phänomenik gelangen könnten
. Ich kehre nunmehr zu einer Kritik von Gegnerschaften zurück,
welche, wie Moll und D e s s o i r , namens der Wissenschaft zu
sprechen behaupten.
Bereits im Teile B (S. 612) habe ich kurz der Henning 'sehen*
Veröffentlichung in der „Zeitschrift für Psychologie" (1924): „Experimente
an einem telekinetischen Medium" (S. 278—286) und
„Untersuchungen an einigen okkultistischen Medien" (S. 287—292)
Erwähnung getan. Inzwischen ist auch bereits von P. S ü n n e r ein
Referat („Ps. St." S. 566/567) mit treffenden Bemerkungen zu den
H e n n i n g'schen Ausführungen erschienen. Wenn ich trotzdem in diesem
Zusammenhange nochmals auf die II e n n i n g'sche Veröffentlichung
zurückkomme, geschieht es, weil ich noch einiges Wesentliche
hinzuzufügen habe.
Selbst Max Dessoir muß dem Dozenten vom psychologischen
Institut der technischen Hochschule in Danzig, Professor Dr.
Hans Henning, seinem Helfer in Not, gelegentlich des vorzitierten
Zeitungsartikels in der „Vossischen' (i3. Juli 1924) bescheinigen, daß
die „Henningsehen Aufsätze" „nicht recht erkennen lassen, ob die
telekinetischen Leistungen des Russen in solcher Entfernung stattfanden
wie bei Willi..., ob das Teleplasma mit Täuschungserfolg vorgeführt
wurde. .., sie sind also im Verhältnis zu Schrencks genauen
Angaben sehr summarisch." In der Tat, milder kann man sich zu der
II en n i ng'schen Ausführung wohl nicht äußern. Jedenfalls geht mir
aus ihr nichts anderes mit Klarheit hervor als die ungehemmte
Voreingenommenheit gegen jede mögliche Echtheit der sog.
okkulten Phänomenik und die freudestrahlende Genugtuung im Dafürhalten
, diese Annahme abgetan zu haben. Die Freude ist jedoch ent-
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