http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1924/0713
Schröder: „Pseudo-Entlarvungen".
daß er der Phänomenik nicht einmal oberflächlich nahe gerückt ist.
Es fehlen nur noch die II e n n i n g'schen „Löffelstiele"! KarlMarbe
hat offenbar keinerlei Kenntnis von den eigentlich
„okkulten" Problemen, welche in diesem Falle erst beginnen,
wenn z. B. der Tisch ohne jede Berührung „kippt", bzw. bei zweifelsfrei
als echt beobachtbaren Tischerhebungen oder, in spiritueller Beziehung,
z. B. bei „Mitteilungen", deren Inhalt niemandem bekannt sein kann.
Was gibt Karl Marbe nun weiter aus eigenem an Versuchen
an? In der „Umschau" (i3. Januar 23) hat er unter „Ueber Gedankenlesen
und Hellsehen" „experimentell gezeigt, daß man nicht nur auf
Grund des Mienenspiels, sondern auch anderer unwillkürlicher Bewegungen
der Mitmenschen ihre Gedanken unter bestimmten Umständen
erraten kann. Solche Bewegungen sind „Bewegungen der Lippen
und Nase" Soll das etwas Neues sein? Daß auch Lippen und Nase als
„Ausdrucksmittel" beansprucht werden, ist so alt beobachtet, daß wir
es in ältesten Sprichwörtern und Redensarten verwertet
finden. Und daß entsprechend aus intensiven Vorstellungen
heraus oder vom Unterbewußtsein her und reflexmäßig ähnliches
erzeugt werden kann, wird erfahrungsgemäß längst angenommen*
Vielleicht war dies Karl Marbe etwas Neues, um dieses
Wissen alsbald zu verbreiten, für den „wissenschaftlichen
Okkultismus" ist es das längst nicht.
Und wiederum ergibt sich eine derartige Unkenntnis des Gebietes bei
Marbe, daß man sich erstaunt fragt, wieso gerade er sich zum Kritiker
berufen fühlt.
Daß er die Schwierigkeiten der fraglichen Phänomenologie
nicht einmal ahnt, ergibt sich auch weiler
daraus, daß er „die Gleichförmigkeit in der Welt" für das „telepathische
Gedankenlesen" abschließend verantwortlich machen möchte.
Ich zitiere das von Marbe angezogene Beispiel: „Ich (Marbe;
Verf.) entnahm aus einem gut gemischten Kartenspiel die drei obenliegenden
Karten, legte sie offen auf den Tisch und ersuchte mein
Medium, sich irgendeine der drei Karten zu merken. Dann legte ich
die drei Karten in das Spiel zurück, mischte wiederum kräftig und
wiederholte den Versuch von neuem mit den drei jetzt, nach der
Mischung, obenliegenden Karten. Im ganzen führte ich das Experiment
sechsmal aus, und in aJlen sechs Fällen gelang es mir, der Dame die
Karte richtig anzugeben."
Auch diese Versuchsanordnung muß ich als „unrein" bezeichnen.
„Zufällig" habe ich in den von mir einleitend genannten,
kürzlich erschienenen „Grundversuchen" ein paar ähnliche
Versuche unter LV1I, LXI, LXVI veröffentlicht. Es heißt dort
unter LVII G., vom ^5. Sept. 21: „Aus einem meiner Packen Spielkarten
nehme ich (Verf.) sechs Karten und breite sie vor IIo. auf
einem ^ersuchstischchen* in Reihe aus. Darauf wähle ich eine dieser
Karten ohne jede äußere Bekundung durch einfache Konzentration
auf sie bei geschlossenen Augen und mißdeutender Kopfhaltung aus;
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