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Tramer: Eine physiologische Erklärung für die Inversion. 687
Marbe hat zwar auch nie an jenen Sitzungen teilgenommen
, noch sonst irgendwelche bezüglichen Erfahrungen —
seine von mir hinreichend charakterisierten „Experimente" berühren,
diese Frage überhaupt nicht —, Marbe fehlt also nach den
besten wissenschaftlichen Gepflogenheiten jede
Berechtigung und Unterlage für eine Kritik. Aber
dieser selbe Marbe kommt dennoch zu dem Ausspruche: „Wer als
Gelehrter von Ruf so handelt, liefert nicht nur Belege für den Umfang
des Einflusses der okkultistischen Bewegung und für unbegründete
Schlußweisen (sie! Verf.), er schädigt nicht nur das Ansehen der
Wissenschaft (sie! Verf.) und sein eigenes, sondern er wirkt auch nachteilig
auf die weitesten Volkskreise/' Und an Stichworten aus dem
folgenden: „Denn er fördert . . . Gaukler und Schwindler . . . zur
Verdummung und Benachteiligung des Volkes beizutragen. Das Buch
von Schrenck-Notzing. . . ein Album der Blamage . .
Man erkennt. Karl Marbe gibt in unverantwortlichem Mißbrauche
der Druckerschwärze den Invektiven eines Albert Moll
und Max Dessoir nichts nach. Am Maßstabe der Marbe'sehen
Leistungen gemessen kann diese Kapuzinerpredigt nur als
ein grober Unfug gekennzeichnet und abgewiesen werden. •
Marbe erfülle erst einmal die Voraussetzung für
das von ihm angemaßte Richteramt, in das Gebiet
durch Literaturstudium und erfahrungs mäßige
B e k ann t w er d u n g mit den wirklichen Problemen
einzudringen, dann wird er erkennen müssen, wie
weit ihm der „wissenschaftliche Okkultismus" (und
die „Tierpsychologi e") bereits voraus sind, dann
wird er sich — ich hoffe es in seinem Interesse —
zu einem objektiveren Urteil bescheiden müssen
, sofern ihm nicht überhaupt die Grundeigenschaften eines Wissenschaftlers
, die wissenschaftliche Skepsis, welche
nicht zuletzt an der eigenen Person ansetzt (ich
appelliere an den Psychologen Marbe!), jedenfalls für dieses Gebiet »
durchaus fehlen. Nur weil es mir an Raum, nicht weil es mir an
Stoff mangelt, breche ich diese Kritik hiermit ab. (Schluß folgt.)
Eine physiologische Erklärung für die Inversion.
Von Professor Friedr. Tramer -Karlsbad.
Die physiologische Erklärung für die Tatsache, daß in einer Anzahl
von Versuchen das Medium ein verkehrtes Bild hatte von dem,
was ihr der Versuchsleiter auf telepathischem Wege mitteilte, ist meines
Erachtens folgende: es gibt höhere und niedere Sehzentren, durch
welche in einer uns unbekannten Weise die Umsetzung der nervösen Erregungsprozesse
in psychische Vorgänge, in Empfindungen erfolgt. Die
höher gelegenen Sehzentren, die subkortikalen Rindenzentren, sind die
phylogenetisch jüngeren, die infolgedessen leichter ermüden als die
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