Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
51. Jahrgang.1924
Seite: 695
(PDF, 233 MB)
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Freudenberg: Mesmers Bedeutung für die Gegenwart. 695

war Mesmer, weit entfernt, wie man ihm vorwarf, ein Mystiker zu
sein, sogar Antimetaphysiker und zog sich gerade dadurch, daß er die
Metaphysik" und alle unklaren Begriffe aus der exakten Wissenschaft
verbannen wollte, die Anfeindung des herrschenden Gelehrtenstandes
zu. Namentlich die Aerztewelt machte er gegen sich aufsässig, weil er
ihre Polypragmasie und ihren Medikamentenmißbrauch tadelte. Nur
das, was sich durch die Erfahrung bewahrheiten ließ, erkannte er an,
und auch seine eigenen Experimente wollte er nur insofern anerkannt
sehen, als es ihm gelang, ihre Richtigkeit in unumstößlicher Weise
darzutun. Daher seine fortgesetzten Bitten um Prüfung seiner Resultate
durch kompetente Beurteiler. Von dem Grundsatz ausgehend, daß
der Mensch wie alle Körper der Natur sich aus Materie und Bewegung
zusammensetze, die beide je nachdem vermehrt oder vermindert werden
könnten, experimentierte er unablässig in diesem Sinne. Krankheit
war nach ihm eine Störung der Harmonie dieser beiden Teile, und da
es daher im Grunde genommen nur eine Krankheit gab, konnte
er auch nur ein Heilmittel anerkennen. Die Erscheinung der
Gezeiten ganz im heutigen Sinne auslegend, nimmt er auch für den
Menschen einen auf Wirkung und Gegenwirkung beruhenden kosmischen
Einfluß an, einen natürlichen und allgemeinen Magnetismus,
der im Menschen die Lebenskraft unterhält, so daß in Krankheitsfällen
bald eine Steigerung, bald eine Herabsetzung der Vitalität durch den
tierischen Magnetismus am Platz ist. Gradweise fortschreitendes
Starrerwerden der Organe und dadurch erschwerter Ausgleich führt
auch ohne besondere Störungen zum Tode des Menschen. Die Widerstandskraft
gegen schädigende Einflüsse hat abgenommen; die Uhr
ist abgelaufen, da die Bewegungsmenge auch jedes einzelnen Organismus
eine begrenzte ist.

Mesmer unterscheidet den Somnambulismus im engeren Sime,
die Katalepsie, von dem tetanischen Zustand. Die Suggestionswirkung
war ihm leider noch nicht bekannt. Doch weisen verschiedene Stellen
in seinen Berichten darauf hin, daß er nahe daran war, auch diese Verhältnisse
zu durchschauen. So spricht er von einer hypnotischen Erziehung
, nimmt ferner an, daß Gedanke und Wille die physische Heilwirkung
verstärke, und sieht in "einer genauen Sachkenntnis und in der
Gewöhnung eine mächtige Sleigerung derselben.

Nur ganz flüchtig und obeiflächlich konnten wir im vorstehenden
die wissenschaftliche Bedeutung dieses unglücklichen Reformators andeuten
, den man als Mystiker, Schwärmer und Schwindler verlästerte
und verfolgte. Lange Jahre stellte er Versuche an und schritt erst
nach 12 Jahren eingehender Prüfung zu seiner eisten Veröffentlichung.
Unermüdlich fleißig, arbeitete er viel, sprach wenig und schrieb noch
weniger. Ein seltsames Verhalten für einen Mann, den die Mitwelt als
Scharlatan taxierte! Unvergessen aber für alle Zeit sei es ihm, daß er
die physikalische Entdeckung eines Agens machte und auf die Physiologie
übertrug, welches, an sich weder elektrisch noch magnetisch,
doch bald die elektrische Spitzenwirkung, bald die Anziehungskraft des


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