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702 Psychische Studien. LI. Jahrgang. 11. Heft. (November 1924.)
Die Bemühungen um eine solche neue Zeitschrift in einer durch manche
berühmte Medien ausgezeichneten, .und durch Veranstaltung des internationalen
Kongresses verdienten Stadt, sind sehr anzuerkennen, und wünschen
wir guten Erfolg und Aufstieg. S.
Die Kopenhagener Psychische Gesellschaft (P. O. F.) gedenkt im
Frühjahr 1925 eine internationale psychologische Ausstellung zu ver-
nstalten. Sie wendet sich deshalb an alle Gesellschaften und Privat-
aersonen, die sich für Spiritualismus und psychische Forschung interessieren
, mit der Bitte, ihr die Hilfe, die in ihrer Macht steht, zu gewähren
und ihr passende Ausstellungsgegenstände zur Verfügung zu
stellen. Jeder Gegenstand supernormaler Natur als: spiritistische Geisterbilder
, Apporte, automatische und direkte Schriften, Abbildungen, Zeitschriften
, Aufsätze, die sich mit der Bewegung befassen, werden vom
Komitee dankbar angenommen. Alle Gegenstände müssen mit ausführlicher
Beschreibung der Art ihrer Entstehung versehen sein. Möglicherweise
wird das Komitee sie behalten, um sie später anderwärts auszustellen
und den Grundstock zu einem psychischen Museum zu bilden. Wo es gewünscht
wird, sendet das Komitee die Objekte zurück. Um eine sichere
Ankunft zu verbürgen, soll alles eingeschrieben zugesandt werden. Befreundete
Blätter werden um Nachdruck ersucht. Alle Beiträge sind zu
senden an Mr. T. S. Jensen, Präsident der Kopenhagener Psych. Gesellschaft
, Kopenhagen 21 Studiestraede.
Die Zeichnungen des Malmediums Frl. K. F., welche dem Oktoberheft
beigegeben waren, entsprechen einem Viertel der natürlichen Größe.
Vom Büchertisch.
Dr. Hans Rust, Prof. an der Universität Königsberg. Das Zungenreden
. Eine Studie zur kritischen Religionspsychologie. Verlag
I. F. Bergmann, München 1924.
In dem neuen Heft 118 der ausgezeichneten, jetzt von Prof.
Kretschtner m Tübingen herausgegebenen Sammlung der „Grenzfragen
des Neiven- und Seelenlebens" bringt der bekannte Königsberger Forscher
, der unseren Lesern auch schon als Mitarbeiter und durch seine
in der Sammlung: „Okkulte Welt" erschienenen Hefte über „Wunder
der Bibel" bestens bekannt ist, eine bedeutsame Arbeit über jenen
Automatismus, den man als Zungenreden bezeichnet. Er gibt eine
anschauliche Phänomenologie, wobei er gutbeobachtete Fälle
aus dem 16. Jahrhundert, bis zur Gegenwart zugrunde legt, dann eine
Psychologie des Zungenredens, wobei er eine Erfahrung und
Belesenheit, auch auf parapsychologischem Gebiete, verrät, die manchem
Fachpsychologen zu wünschen wäre, und schließlich eine P a -
t h o I o g i e des Zungenredens, wo er die betreffenden Erscheinungen
im Alten und Neuen Testament analysiert. Rust führt aus, daß derjenige
religiöse Seelenzustand, mit welchem* wir den Begriff des
Inspiriertseins verbinden, auch heute noch unter primitiveren Verhältnissen
in außerordentlich kräftiger Weise auf das motorische
Nervensystem einwirken könne. Im Falle des Zungenredens werden
die den Sprechwerkzeugen zugeordneten motorischen Nerven auf eine
dem Bewußtsein wie auch dem Willen des Subjekts entzogene Weise
gereizt, so daß ein unwillkürliches und intentionsloses,
zwangsmäßiges und automatisches Sprechen entsteht, welches
auch seinem Inhalte nach nicht aus dem Willen und mindestens
auch nicht aus dem nächsten Bewußtseinsinhalt des Sprechenden herkommt
. Es stehe in genauer Analogie zu dem zwangsmäßigen oder
medialen Schreiben, Zeichnen und Malen, und sei wie diese eine
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