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Vom Büchertisch
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dung des Leibesorganismus vor der Geburt verantwortlich zu machen,
grenzt für mein Empfinden ans Abenteuerliche. Gewiß sind hier geheimnisvolle
intellektuelle Kräfte tätig, nur mit unserem I c h haben sie nichts
zu tun, was der Verfasser nicht einsehen will, weswegen er auch in
großer Verlegenheit ist, wie er sich die Bildung des tierischen Organismus
im Mutterleibe des ich losen Tieres erklären soll. Das einzige
„Metaphysische", das er zugestehen will, ist eben nur das menschliche
Ich als Ding an sich, und darin liegt seine große Einseitigkeit, wie auch
fast alle religiösen Gedankengänge (S. 196) seines großen Lehrers
Kant bei ihm fehlen. Sehr charakteristisch ist da S. 191 f. seine un-
kantische Bemerkung: „Die sinnliche Erhabenheit des Sternenhimmels
versinkt gegenüber der Erhabenheit und der mächtigen Stimme des
Sittengesetzes." So bedenklich es aber auch ist, den Menschen in sittlicher
Beziehung ganz auf sich selbst stellen zu wollen, so wirkt anderseits
doch der hohe sittliche Idealismus, von dem die Schrift getragen
ist, recht sympathisch. Desgleichen die scharfe Hervorkehrung
des intellektuellen Faktors in allem seelischen Geschehen, weswegen
das Werk doch als recht lesenswert bezeichnet werden muß.
Prof. R. A. Hoff mann, Wien.
Coueismus, die Kunst der Selbstüberredung als neue
psychische Behandlungsmethode. Dargestellt von
Primararzt Dr. med. et phil. Fritz Schulhof. II. Auflage, 8°, 38 Seiten.
Wien und Leipzig, 1924, Moritz Perles Verlag. Preis broschiert
Gm. 1.30.
„Coueismus ist eine psychische Behandlungsmethode mehr in unserem
Heilmittelschatz und* als solche Vermehrung dieses Schatzes ist er
lebhaft zu begrüßen und aufzunehmen, wenn auch der Vater dieses Gedankens
nicht Arzt, sondern nur Apotheker ist" Mit diesen Worten hat
der Verfasser trefflich die Stellung gekennzeichnet, welche der Coueis-
muß in der modernen Heilkunde einnimmt. Nur im ersten Augenblick erscheint
es verwunderlich, daß in Nancy, der klassischen Stadt der Suggestivtherapie
, sich eine neue Schule entwickelt hat, die den Beweis erbringt
, daß es auch anders geht, ja, deren Methoden überall da noch mit
Erfolg verwendbar sind, wo die übrigen psychischen Behandiungsweisen
bereits versagt haben. Coues leitender Gedanke ist der, daß der Kranke
nur durch Autosuggestion geheilt werden könne. An und für sich ist
dieser Gedanke nicht neu. Wohl aber i^eine bewußte Betonung und die
Ausbildung, welche er durch die geistreich konstruierte Couessche Methode
erfahren hat. Sie lehrt den Kranken durch genial ersonnene Vorschriften
und eine systematische Schulung sich selbst und nur sich selbst
die Suggestionen geben, die ihn von diesem oder jenem Zustand befreien
können. — Das Buch ist für jedermann faßlich geschrieben und
ein guter Ersatz für diejenigen, denen die Schriften Coues und seines
Schülers, des Genfer Professors Baudouin, nicht zugänglich sind.
Freudenberg.
Archives du Spiritisme Mondial, I. Jahrg., 1924, Nr. 2.
— Aufruf der Föderation Spirite Internationale zum Beitritt an die Spiritisten
der gesamten Welt. Erscheint dreisprachig, französisch, englisch
und spanisch; nach Bedarf einzelne Artikel auch deutsch usw. Von deutschen
Vereinen sind bisher beigetreten die relig.-spiritual. Großloge:
„Wahrer Weg" in Hannover.
La revue spirite, 67. Jahrg., Augustheft 1924. — Sonderbare
und bemerkenswerte Kundgebungen Ueberlebender. (Mitteil. v. Flammarion
) — Sozialismus und Spiritismus. — Philosophischer Wert der
Psychometrie. — Dr. GeJey t- — Auswärtige Chronik.
L'Avenir Spirite, I. Jahrg., Nr. 6 (August) 1924. — Das Medium
Erto. — Das Problem des Leidens. — Theosophische Meditationen.
Freudenberg.
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