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M I T T E I L UN GEN
der Deutschen GefellfdiQ.fi für wiffenfehafiiichen Okkultismus.
Zufdtriften, die Hüteilungenbetreff"end,findan denSdtriftj ührcrHerrn
Dr. med Walt her Kröner, Charlottenburg, Berliner Str. $4, zu richten
Nr. 11 November 2. Jahrgang. 1924
Einiges zur Psychologie medialer Kunstleistungen,*)
Von Dr. med. Walther Kröner, Charlottenburg,
(i. Schriftführer der D. G. w. 0.)
Nach einem am 24- Oktober 1924 in der D. G. w. 0. gehaltenen Vortrag.
Die Psychologie der medialen Kunstleistungen ist ein Problem der
Unterbewußtseinspsychologie, der Psychanalyse. Wie weit das Phäno-
men in den inneren Kreis des Okkulten hineingehört, ist mehr oder
weniger slrittig, denn weder handelt es sich in ihm um eine außermechanische
Manifestation des physikalischen Mediumismus, noch um
eine Verbindung zwischen getrennten Bewußtseinszentren unter Ausschluß
der physiologischen Sinnesorgane. An und für sich haben wir
die künsüerische Betätigung der Medien unter die große Klasse der
Automatismen des Unterbewußtseins zu rechnen. Ja, im Grunde ge-
nommen .teilt sie nur einen Spezialfall künstlerischer Betätigung eben
unter anormalen Ablaufbedingungen dar.
Jedoch kann man das okkulte Element nicht so ohne weiteres
ausschließen. Schon die im Dunkeln entstandenen Zeichnungen setzen
ein Wahrnehmungsvermögen voraus, das an Stelle des normalen Gesichtssinnes
tritt, und das man als ein okkultes Wahrnehmungsorgan
bezeichnen kann. Und wenn Medien beispielshalber angeben, daß sie
die Zeichnungen, wenn sie zu zeichnen beginnen, bereits als ein leichtes
Relief auf dem Papier fühlen, und daß sie dieses gewissermaßen nur
nachzuschraffieren brauchen, so ist die Parallele zum Materialisationsvorgang
augenfällig. Schließlich taucht als Kernproblem die Frage
der psychistischen resp. spiritistischen Deutung in gewissen Fällen des
künstlerischen Automai ismus auf und erfordert eine Stellungnahme,
trotzdem eine Antwort auf diese Frage vom Standpunkt unseres heutigen
Wissens aus nicht gegeben werden kann und hier auch nicht
versucht werden soll. Wenn ich die spiritistische Deutung nicht heranziehe
, so geschieht dies, weil ich glaube, ohne sie* auskommen zu können
, und deshalb die näherliegende animistische vorziehe. Beweisen läßt
sich weder die eine noch die andere, und so bleibt es letzten Endes
Geschmacksache, wofür sich jeder einzelne entscheiden will.
Wollen wir auch nur einigermaßen in den Mechanismus der
medialen Kunstleistungen eindringen, so müssen wir den vielgebrauchten
und mißbrauchten Ausdruck Unterbewußtsein, bei dem sich eigent-
* Eine ausführliche Darstellung nachstehender Gedankengänge enthält
die demnächst im Verlage Ullstein (Wege zum Wissen) erscheinende Broschüre
den Verf.: „Telepathie und Hellsehen."
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