Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
51. Jahrgang.1924
Seite: 709
(PDF, 233 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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Kröner: Einiges zur Psychologie medialer Kunstleistungen. 709

Die Menschen scheiden sich von jeher in zwei Grundtypen: einerseits
die Verstandesmenschen, bei denen der Abschluß zwischen Ober-
und Unterbewußtsein ein fast vollkommener ist, die rein rational
eingestellten Intellektualisten — auf der anderen Seite die Sensiti-
visten, deren Schwerpunkt mehr oder weniger tief in den seelenhaften
Schichten des Unterbewußten wurzelt. In diese letztere Klasse gehören
vier große Menschengruppen: die Frauen, soweit sie nicht maskulini-
siert sind, die Künstler, die Medien und endlich die Psychopathen und
Geisteskranken. Gerade die letztere Gruppe zeigt, daß auch die Gefahren
einer zu tiefen Verankerung im Unterbewußten nicht zu
unterschätzen sind. Wir erkennen, welch wichtige Funktionen das
Oberbewußtsein als regulierendes, hemmendes und absperrendes Organ
gegenüber den ungeheuren Spannkräften des Unterbewußten besitzt.
Wenn wir ein Bild gebrauchen wollen, so können wir es mit der
Hemmung der Uhr vergleichen, oder mit einer Tür, die einen Käfig
wilder Tiere abschließt.

Mit den Medien haben wir uns nunmehr zu beschäftigen, und
zwar mit denjenigen, bei denen ein abgespaltenes Persönlichkeitsprodukt
des Unterbewußtseins die Funktion einer künstlerisch produzierenden
Persönlichkeit übernimmt. Alle medialen Aeußerungen
kann man als schizophrene Tätigkeiten definieren. Neben der Abspaltung
kommt aber noch ein zweites Prinzip zur Geltung, nämlich
die Verpflanzung eines seelischen Prozesses aus einer tieferen in eine
höhere Bewußtseinsschicht. So ist z. B. die Telepathie in den Bewußtseinsschichten
von Instinkt und Vererbung etwas durchaus Normales,
wenn man unter ersterer nichts weiter versteht, als eine Bewußtseinskommunikation
unter Ausschluß der Sinneswege. Tritt nun ein solcher
Vorgang infolge schizophrener Absprengung in einer höheren
Zone auf, kommt so oberbewußt zum Vorschein, wird wie ein Lavablock
durch das Schutzgitter hindurchgeschleudert, so imponiert dieser
Vorgang als okkult. In Wahrheit handelt es sich um einen naturgemäßen
Prozeß, der nur in seinem Ablauf verschoben ist und deshalb
außerhalb der Kausalität zu stehen scheint, da er nur in einem
Bruchteil seines Ablaufes bewußt und äußerlich manifestiert wird.
Er glüht wie ein Meteor* nur so lange auf, wie er die Atmosphäre
schneidet, während Anfang und Ende seiner Bahn im Dunkeln bleiben
. In Wahrheit durchbricht das okkulte Geschehen also weder die
Ursächlichkeit, noch das normale Naturgeschehen überhaupt, sondern
stellt nur eine besondere Ablaufsform desselben dar.

Auf ähnliche Weise lassen sich die physikalischen Erscheinungen
des Mediumismus, insonderheit die Materialisationen, natürlich deuten.
Auf der Ebene des vegetativen Bewußtseins ist der Materialisationsvorgang
etwas Alltägliches, jede Neuentstehung, jedes Wachstum von
Lebensformen ist Materialisation. Denken wir uns diesen Prozeß aus
der vegetativen Zone herausgeschleudert und sich nun mit rasender
Schnelligkeit und unter Umgehung der normalen physikalischen Zwischenglieder
unter dem plastischen Zwang einer schizophrenen Idee


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