Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
51. Jahrgang.1924
Seite: 711
(PDF, 233 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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Kröner: Einiges zur Psychologie medialer Kunstleistungen. 711

wechselseitigen unterbewußten Einfühlung zwischen Lehrer und
Schäler.

Es fragt sich nun, ob es nur diesen einen Weg der Schulung
gibt, um zur künstlerischen Ausdrucksbetätigung zu gelangen.
Und tatsächlich besteht noch eine andere Möglichkeit hierzu, wenn die
Sperrschicht durchbrochen wird. Entweder ist dieser Prozeß ein nicht
krankhafter, wenn nämlich die inneren Triebkräfte so stark sind, daß
sie die Sperrschicht durchbrechen. Nun steht plötzlich, scheinbar
schizophren, wie durch ein Wunder entstanden, der fertige Künstler
mit vollendeter und beherrschter Technik vor uns, oder aber die
Schutzschicht wird umgangen, und parallel wie bei okkulten Vorgängen
gelangt die elementare technische Anlage zur hemmungslosen
Auswirkung oberhalb ihrer seelischen Ebene, ohne aber unter regelrechte
Bewußtseinskontrolle zu kommen, ja mitunter bei völliger Abschaltung
des Oberbewußtseins. Auch hier ist plötzlich eine Technik
vorhanden, die das Niveau des betreffenden Menschen materiell wie
ideell übersteigt und daher als Besessenheit imponiert. Im ersteren
Fall handelt es sich um ein Genie, im andern Fall um ein Medium.
Ein Malmedium ist ebenso leicht imstande, ein innerlich geschautes
Bild in technisch vollendeter Form zu Papier zu bringen, wie ein normaler
Mensch imstande ist, im Wachsein oder im Traum sich ein
Bild plastisch vorzustellen. Die eigenartige technische Gewandtheit
der Medien beruht eben darin, daß der unterbewußte bildnerische
Impuls direkt in die motorischen Ausführungsorgane fließt, ohne erst
den Weg über das Oberbewußtsein nehmen zu müssen. Und diese
fabelhafte Treffsicherheit der Phantäsiezone darf uns nicht wundernehmen
, wenn wir sie mit ähnlichen Leistungen bei abgeblendetem
Oberbewußtsein, wie Telepathie, Materialisation, Gedächtnissteigerung,
Ausführung von posthypnotischen Befehlen, absolutem Zeitbewußtsein,
wenn wir sie mit den Leistungen der Wunderkinder, der rechnenden
Pferde und klopfspi echenden Hunde parallel setzen. Und was schafft
das vegetative Bewußtsein z. B. eines Schmetterlings für Kunstformen.
In den Darstellungen der Medien überwiegt das phantastische, das expressionistische
und das ornamentale Moment, und es ist nun sehr
interessant, die Aehnlichkeit Zwischen der Kunst von Kindern, von
primitiven kindhaften Völkern und von Geisteskranken mit unseren
modernen psychopathischen und schizophrenen Schulen des Expressionismus
, Futurismus, Kubismus, Dadaismus usw. im einzelnen zu
verfolgen. Dieser Zusammenhang ist ebenso sinnfällig wie leichtverständlich
. Nicht etwa, daß man alle diese Kategorien einander
gleich zu werten hätte, ich will um Gottes willen unsere modernen
Künstler nicht auf die Hühneraugen treten, aber der schizophrene und
der psychopathische Einschlag, das Verwurzeltsein im Unterbewußten,
das jeder Kunst anhaftet, tritt in den oben genannten Gattungen in
besonderer Reinheit hervor.

Und so gewinnen wir durch die psychoanalytische Betrachtung
der medialen Kunst nicht nur interessante Einblicke in das Wesen


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