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begnügte, den einzelnen Sagen Ursprung und Verbreitungsgebiet anzuweisen
. Dagegen ist als Fortsehritt festzustellen, daß die Zusammengehörigkeif
vieler dieser Mythen mit dem Kultus der Unterirdischen
festgestellt M'orden ist, wie auch aus der Auffassung hervorgeht, die
Diels über die Odysseusgestalt geäußert hat. Damit steht der erfreuliche
Umschwung in Zusammenhang, der sich in der Beurteilung der
Mysterienkulte des Altertums bei manchen Gelehrten vollzogen hat.
Auch hier überwog anfangs die animistische Deutung (Creuzer u. a.),
die in den eleusischen Feiern, vor allem dem Pantomimus von Demeter
und Persephone, eine symbolische Darstellung der Schicksale sah,
welche die Seele bei ihrer Wanderung durchzumachen hatte. Diese
Auffassung wurde durch das bekannte Buch von G. Kohde; Psyche für
lange Zeit verdrängt, der in diesen Kulten nur eine Wiedergabe von
Vorgängen aus dem Bereiche der Vegetation sah: es wurde nach ihm
bei jenem Pantomimus nur eine Darstellung des Absterbens imd
Wiederauflebens der Natur gegeben, worauf ja an sich schon die
Namen der Göttinnen (Persephone und Demeter) hinzuweisen scheinen.
Diels hat auch hier Wege über die bisher geltenden Anschauungen gewiesen
, wenn er (a. a. 0. 2fä) in dem großen religiösen Drama von
Eleusis den Gang des Mysten durch Hölle, Fegefeuer und Himmel
sieht, bis die Schauenden gleichsam den Himmel offen sahen und den
Vorgeschmack der Seligkeit empfanden, die sie jenseits nach dem Tode
erwartete.
Also bis zu einem gewissen Grade eine Wiederaufnahme der Anschauungen
, die vor einem halben Jahrhundert Creuzer u. a. vertreten
haben. Man wird sich daher nicht wundern dürfen, daß auch von
anderer Seite diese Anschauungen geltend gemacht worden sind. Es
ist das durch die moderne Theosophie geschehen, deren Hauptvertreter
Dr. R. Steiner in seinem Buche: „Das Christentum als mystische Tatsache
" die alle SeeJendeutung in ihrem ganzen Umfange wiederaufgenommen
und in einen größeren Zusammenhang gestellt hat. Woher
er diese Ausführungen hat, ist an sich ganz gleichgültig, da sie zunächst
als Arbeitshypothesen zu nehmen sind und ihren Wert oder
Unwert nicht nach dem Autor, sondern nach ihrer Ueberzeugungs-
kraft zu beweisen haben. Nehmen wir die Heraklessage: die Taten
dieses Helden sind nach St. als die innere Entwicklungsstufe der
Seele zu deuten, die zu immer höheren Zielen und schließlich (vor
dem Gang in die Unterwelt) zur Einweihung führen. So erscheint
die Ueberwindung des Löwen als die Bändigung der rein physischen
Kraft, während die neunköpfige Hydra das Sinneswissen darstellen
soll, das durch das Feuer des Geistes überwunden wird (p. 87). In
der Argonautensage ist das goldene Vließ als das Ewige im Menschen
zu deuten, von dem ihn seine Natur getrennt hat — nur wenn er
diese (den Drachen) überwindet, kann er es wiedererlangen. Das ist
ihm nur möglich, wenn ihm das eigene Bewußtsein mit seiner Zauberkraft
zu Hilfe kommt. Aber selbst wenn der Mensch tschon sein
Ewiges gefunden hat, muß er noch einen Titel seines Bewußtseins
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