Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
51. Jahrgang.1924
Seite: XXI
(PDF, 233 MB)
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1924/0751
(Absyrtus) opfern (p. 91). In ähnlicher Weise werden die Irrfahrten
des Odysseus als Entwicklungsgang der Seele gedeutet, bis sie schließlich
in die ersehnte Heimat gelangt. So überwindet Odysseus die
Cyclopen, d. h. die physische Gewalt und die niederen Naturkräfte.
Er überwindet die Zauberin Circe wie Medea die niedere Geisteskraft,
die am Vergänglichen hängt. Dann steigt er hinab in die Unterwelt,
indem er als Myste eingeweiht wird. Noch hat er große Gefahren zu
bestehen: er fährt an den Sirenen vorüber, d. h. den Gebilden deir
niederen Phantasie, denen er zunächst nachjagt, ehe er sich vom-
Sinnlichen frei gemacht hat. Er schwankt noch zwischen Geist und
Sinnlichkeit, was in dem Abenteuer von Scylla und Charybdis angedeutet
wird. Dann lebt er sieben Jahre bei der Nymphe Calypso,
der Bergenden, Hehlenden, d. h. er gemeßt seine Zeit lang, die durch
mystisch-symbolische Zahl sieben bestimmt wird, die Ruhe allmäh-
liger Einweihung. Noch einmal wird er auf der Insel der Phäaken
an die Welt mit ihren Freuden gefesselt, aber er reißt sich auch von
dieser los. Zuhause werbea die Freier um die Hand seiner Gattin
Penelope, die in der Nacht das Gespinst auflöst, das sie am Tage gewebt
hat: sie verkörpert das eigene tiefere Bewußtsein, das die Seefo
sucht, während die Freier die niedere Wirklichkeit verkörpern und
die Logik, die man an sie wendet, nur ein Gespinst ist, das sich immer
wieder auflöst, wenn man es gesponnen hat. Die Weisheit (die Göttin
Athene) ist die beste Führung zu diesen tiefsten Seelenkräften, und
Odysseus gelangt als Bettler dahin, d. h. er wird alles dessen entkleidet
, was aus der Vergangenheit stammt. In ähnlicher Weise wird
aucli die Prometheussage von Steiner gedeutet, indem der duldende
Mensch (der Adler, der Prometheus zerfleischt) das Höchste nur erreichen
kann, wenn er sein Schicksal in der Einsamkeit sucht, er hat
ein Geheimnis, das er nicht verraten darf (das Göttliche verbindet
sich mit dem menschlichen Bewußtsein, um die Gott erlösende menschliche
Weisheit zu gebären), bis ein Myste (Heracles) an ihn herantritt
und die Gewalt beseitigt, die ihn fortwährend mit dem Tode bedroht.
Was Prometheus verschmäht, das nimmt Epimetheus, die Klugheit,
aber diese Gaben sind nur Leiden und Plagen, da der Verstand an dem
Nichtigen, Vergänglichen haftet. Hiernach deutet sich auch die
Theseussage von selbst, zumal diese, was den Erklärern schon längst
aufgefallen ist, ganz nach dem Schema der Argonautensage angelegt
ist: das Labyrinth würde somit ursprünglich als die Sinnenwelt mit
ihren Irrtümern aufzufassen sein, aus der sich die Seele mit Hilfe
der Zauberkraft des eigenen Bewußtseins rettet, wobei noch an dein
eigentümlichen Umstand zu erinnern ist, daß der Name des sagenhaften
Königs Minos auch als der des Totenrichters in der Unterwelt
wiederkehrt.

Wie zu ersehen ist, handelt es sich bei dieser Interpretation der
griechischen Mythen um \nschauungen, die immer wieder in den sogenannten
Geheimlehren der Völker zum Ausdruck gekommen sind.
Die menschliche Seele kommt von Gott, verstrickt sich in die Sinnes-


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