Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
51. Jahrgang.1924
Seite: 723
(PDF, 233 MB)
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Tischner: Der Betrug der Medien.

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wohnlichen Raum im Schrifttum ein, während man sonst in der Naturwissenschaft
die Angaben eines Forschers einfach — wenn möglich
experimentell - nachzuprüfen pflegt. Dieser Weg ist aber bekanntlich
bei der Seltenheit der Medien häufig nicht angängig. Wir haben es
also auf unserm Gebiet vielfach nicht mit experimenteller Forschung,
sondern mit der Kritik von einmal stattgehabten Ereignissen zu tun
wie in den Geschichtswissenschaften. Man wird dementsprechend verlangen
dürfen, daß sich die Kritiker an die Grundsätze der historischen
Kritik halten.

Ein Historiker, der über einen Staatsmann schreibt, wird bei der
Beurteilung von Handlungen, deren Gründe nicht dokumentarisch
feststehen, das berücksichtigen, was ihm sonst von dem Menschen bekannt
ist, und durch auf Einfühlung beruhenden Vermutungen versuchen
, seins Handlungsweise zu verstehen. Und wenn auch der Plan
des Staatsmannes unglücklich ausging, so wird der Historiker nicht
ohne weiteres ihm die dümmsten Motive unterlegen, sondern die
— seiner ganzen Persönlichkeit nach zu urteilen — wahrscheinlichsten
. Ebenso wird er mit dem Gegenspieler verfahren und auch
aus ihm weder ohne gute Gründe einen Dummkopf noch einen Halbgott
an Scharfsinn machen. Jede andere Behandlung historischer Probleme
ist bekanntlich der Tendenz verdächtig.

Wie steht es nun mit der historischen Kritik der Metapsychik?
Da sehen wir bei ihren Gegnern eine ganz andrere Art der Kritik.
Forscher, die durch ihre anderweitigen Schriften gezeigt haben, daß
sie das Gebiet und seine Probleme kennen, und daß sie methodisches
Denken sowie Kritik ihr eigen nÖhnen, werden hier behandelt, als ob
sie nicht die geringste Beobachtungsfähigkeit haben und als ob sie
jeder experimentellen Methodik und Kritik entbehrten. — Auf der
andern Seite macht man aus den Medien wahre Ausbünde von Scharfsinn
und Geschicklichkeit, die außerdem immer vom größten Glück
begünstigt sind, indem, wenn man ihnen den einen Weg zu betrügen
verbaut und etwa das Rectum untersucht, sie gerade an diesem
Tage ihre Utensilien im Magen untergebracht haben und umgekehrt
. — Auf diese Weise tritt eine völlige Verzeichnung der tatsächlich
bestehenden Verhältnisse ein. Es ist das eine Art Kritik, die man
auf historischem Gebiete als Tendenzdarstellung kennzeichnen würde.

Schließlich sei noch ein anderer Punkt allgemeiner Natur kurz
behandelt, den auch Graf Klinckowström in seiner Arbeit in Nr. 21
d. J. der „Umschau" berührt. Es wird sooft vom „Glauben" und
von „Gemütsbedürfnissen" geredet, welche die Vertreter der Metapsychik
angeblich verhindern, der Wahrheit ins Auge zu schauen und
ihren Irrtum einzugestehen. Ich glaube, auch das ist eine völlige Verzerrung
des wirklich vorhandenen Tatbestandes. Wie ich kürzlich in
den „Psychischen Studien" nachgewiesen zu haben glaube (Der Okkultismus
in seinem Verhältnis zu Irrationalismus und Mystik; 1924
Nr. 1 u. 2), liegt gar kein Grund zu der Annahme vor, daß die meta,-
psyeinsehen Phänomene einer rationalen Erklärimg grundsätzlich we-


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