Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
51. Jahrgang.1924
Seite: 724
(PDF, 233 MB)
Bibliographische Information
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724 Psychische Studien. LI. Jahrgang. 12. Heft. (Dez. 1924.)

niger zugänglich seien, als andere Tatsachen unserer Erfahrung. Gewiß
ist das meiste noch durchaus unerklärt in der Metapsychik, das
rückt aber diese Phänomene an sich ebensowenig in das Reich der
„{Mystik4* und des „Glaubens" als die „actio in distans" oder die
Aetherhypothese trotz aller Dunkelheit Gegenstände des religiösen
Glaubens sind und ihre Anerkennung auf Grund von „Gemütsbedürf-
nissen" erfolgt. Auch falls man die metapsychischen Phänomene zugibt
, kann in durchaus auf rationalem wissenschaftlichem Boden
bleiben.

Damit will ich nicht behaupten, daß das Denken der Anhänger
völlig affektfrei ist, das gilt aber mindestens in demselben Grade
auch von den Gegnern, auch hier spielen affektiv gefärbte Gedankengänge
eine Rolle, die es erschweren, zur Anerkennung der Phänomene
zu kommen. Jeder Mensch hat mehr oder weniger das Streben, seine
einmal erworbenen und erkämpften Anschauungen beizubehalten, alles,
was der eigenen Ansicht widerstreitet, sieht man mit Mißtrauen an,
und man neigt dazu, das, was zu den eigenen Ansichten paßt, nicht
mit solch strenger, unerbittlicher Kritik zu prüfen, als das, was ihnen
widerstreitet. Soweit stehen sich beide Gegner also gleich.
Man könnte aber sogar die Ansicht verfechten, daß auf seiteu der
Anhänger weniger affektives Denken besteht als bei den Gegnern
, denn bei ersteren gibt es manche, wie z. B. die Positivisten
Richet und Morselli, die durch die Tatsachen überwältigt zur
Anerkennung der Erscheinungen kamen, obwohl sie im vermeintlichen
Gegensatz, ja Widerspruch zu ihren sonstigen Anschauungen
standen. (Ich verweise in der Beziehung auf meine soeben
erschienene „Geschichte der okkultistischen Forschung". Für
diesen Sachverhalt einer negativ affektiven Einstellung fehlt bei
den Gegnern jede Parallele. Man sollte also dies Argument, die „Okkultisten
" möchten sich ihren „Glauben" bewahren, soweit es die
Forscher betrifft, lieber nicht verwenden, dies Geschoß könnte mit
verstärkter Wucht auf den Schützen zurückprallen! -

Meine Ansicht kurz zusammenfassend, möchte ich nochmals betonen
, daß die Ehrlichkeit des Mediums keine entscheidende Rolle
spielen sollte, so sehr es natürlich auch verständlich ist, daß man auch
in dieser Beziehung in reinlichem Gelände arbeiten will. Das Streben
muß sein, die Versuchsbedingungen so zu gestalten, daß man von der
Ehrlichkeit oder Unehrlichkeit des Mediums unabhängig ist. Es lassen
sich technisch verhältnismäßig leicht Versuchsbedingungen herstellen,
die als einwandfrei angesehen werden müssen. Die Schwierigkeit wird
nur die sein, alle Medien so zu erziehen, daß sie darauf eingehen oder
nicht unter diesen Fesseln aus psychischen Gründen versagen. Wer die
Psychologie des Traumbewußtseins kennt, der wird verstehen, daß diese
Phänomene im kalten Tageslicht der wissenschaftlichen Forschung
(schwer hervorzurufen sind, wie auch die künstlerische Inspiration ihre
leicht verletzlichen psychischen Bedingungen hat. Wer ein wenig von
der Psychologie des Mediums und seiner labilen Seele versteht, wird


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