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Schröder: Pseudo-Entlarvungen. 729
die immerhin für die Echtheit sprechen. Eine natürliche Erklärung
konnte ich dafür nicht finden." Wie er auch seinen Bericht an v o n
Schrenck über diese Sitzung schließt: „Ich kann also nicht umhin,
vorerst zuzugeben (man beachte das auch in diesem Ausdrucke liegende
Eingeständnis der Voreingenommenheit gegenüber der Phänomenik!
Verf.), daß mir die Phänomene in der Sitzung vom 2. Dezember 1922
unerklärlich sind. Aufgabe einer weiteren zielbewußten und verfeinerten
Versuchsmethode wird es sein, die Natur (sie! Verf.) dieser Kraft-
wirkung aufzuklären* (übrigens datiert vom 3. Dezember 1922 und dagegen
die Polemik unter 3) — erschienen am 3. März 1923! Verf.).
Zu welchem Urteil über von Klinckowstroem jedoch
soll man gelangen, wenn man hiernach seine spätere Polemik
unter 4) zu Gesicht bekommt, die völlig im Fahrwasser der früheren
segelt und sich um die übernommene Behauptung gruppiert: „Die Geschichte
des Mediumismus ist im wesentlichen eine Geschichte der Entlarvungen
" (siehe hierzu auch die zutreffende Kritik P. Sünners,
„Psychische Studien" 1923, S. 556). Ich kann nur schließen, daß von
Klinckowstroem als populär-wissenschaftlicher Schriftsteller auf
das fatalste jenen Fehlern verfällt, die er selbst, obendrein mit den bekannten
„Mir liegt ferne" und „Vielleicht", z. B. Ettlinger (und
Leo Erichsen) vorhält Von Objektivität und damit von Wissenschaftlichkeit
des Urteils vermag ich nichts Erfreuliches
bei ihm zu finden.
Bei der Durchsicht des Berichtes vom 26. September 1022 ist mir
übrigens ein äußerst wesentlicher Widerspruch in der
vor Klinckowstroem sehen Darstellung aufgefallen. C. von
Klinckowstroem schreibt: „Die Phänomene traten erst nach zwei
Stunden auf, unter der Kontrolle von Frau Lebrecht. Diese saß neben
dem Medium, das ihr zugewendet saß, und kontrollierte seine Beine.
Ich (also v. Kl.; Verf.) hielt die Beine des Mediums auf dem Schoß der
Frau Lebrecht." Später aber, bei der Auswertung der Beobachtungen,
sagt von Klinckowstroem: „Von der Echtheit der gezeigten
Phänomene wäre ich überzeugt, wenn ich in einwandfreier Weise beide
Beine und Hände des Mediums selbst hätte kontrollieren können."
„Vielleicht" läßt sich über diesen Widerspruch eine Einigung erzielen,
um so mehr, als Frau Dr. 0. Lebrecht-Thümel (Nervenärztin)
hierzu selbst (S. 102) hervorhebt: „Während des Auftretens besonders der
telekinetischen Phänomene habe ich (L.-Th.; Verf.) immer genau auf
die Stellung der Füße geachtet und konnte nie verdächtige Bewegungen
derselben konstatieren. Er (also Willy S.; Verf.) pflegte die Füße überhaupt
nicht zu bewegen. Auch als Graf Klinckowstroem einmal einen
Fuß zu bemerken glaubte, war ich sicher, daß die Füße ihren Platz nicht
verlassen hatten. Bei der Stellung, die ich einnahm, wäre eine unbeobachtete
BewegungWillis undenkbar gewesen." Demgegenüber liest man
bei vonKlinckowstroem die Beobachtung eines „Etwas, das ihm
den bestimmten Eindruck eines Beins mit Fuß machte .." (S. 196), und er
„erörtert"„in akademisch-theoretischer Form"„die Möglichkeit" des „Be-
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