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Schröder: Pseudo-Entlarvungen.
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die hier berichtete unter jene anderen bzw. ihre Deutungsweisen, ohne
daß ich hier noch eine Kritik derselben im einzelnen vornehmen könnte.
Ich lehne daher nochmals ausdrücklich die Annahme einer trickmäßigen
Bewirkung für diese Phänomenik und insbesondere diese kritiklos
verallgemeinernde Bezeichnung Mango t r i c k ab, da sie nur geeignet
ist, das Problem zu verschleiern und die Forschung einzuschläfern. Denn
fraglos schließen sich jene Mango-Vorführungen z. B. den sog. Seilvorführungen
an, d. h. sie müssen vom Gebiet der „Wachsuggestionen."
ausgehend bewertet werden. Von ihm ausgehend! Denn als Suggestiverscheinungen
an sich können sie nicht angesprochen werden; und
die ganzen betreffenden Ausführungen C. yonKlinckowstroems
schon nach den Zitaten reichen in keiner Weise an das fragliche Phänomen
heran. Seit wann z. B., um nur eine einzige Frage, welche diese Deutung
ad absurdum führt, zu stellen, seit wann sind Suggestionsauswirkungen
photographierbar?!
Ich bin vielmehr der Ansicht, daß hier denn doch eine ähnliche
Phänomenik vorliegt bzw. wenigstens vorliegen kann, wie sie sich in gewissen
Gruppen der sog. okkulten Phänomenik verfolgen läßt, welche
als Ideoplaslie bezeichnet werden. Nur erfolgen die Phänomene bei den
indischen Yoghi oberbewußt geleitet, bei den „Medien" mehr minder in
„spontaner 4 Unbewußtheit. Ich vermag einen wesentlichen Unterschied
in diesen Phänomenen nicht zu erkennen. Traumplastiken und Halluzinationen
, gewisse jener Yoghi-Vorführungen und die Ideoplastie mit
ihren blitzschnell wieder vergehenden Produkten, schließlich die „reale"
Welt unserer Wahrnehmungen sind vermutlich nur Stufen der
Ausdrucksgewinnung efhes je nach dem Urteilsstandpunkte
energetischen oder psychischen Prinzipes. Der „Samen" in der von mir
berichteten Mango-Vorführung kann nur Suggestionshilfe gewesen sein,
wie wohl auch so manche von anderen Autoren berichteten Einzelheiten,
einschließlich der teilweise angegebenen Verhüllungen. Zu diesen Suggestionshilfen
rechne ich auch auf Grund meiner Erfahrungen die spiritistische
Formung der „Sitzungen" u. ä. Zumal die Versuche von dieser
Einstellung durchaus nicht abhängen, höchstens auf dem Umwege nicht
nur von Autosuggestionen bei eben bereits spiritistisch eingestellten
„Medien"; der psychogene Charakter der Phänomenik liefert hierfür
das Verständnis.
Die spiritistische Einstellung aber ist aus dem historischen Werdegang
dieser Sitzungen durchaus verständlich, und es bedeutet ein schlechtes
Zeugnis für die psychologische Schulung so manches auch der erwähnten
„Gegner", wenn er dieses Verständnis vermissen läßt. Die
Phänomenik als solche, d. h. ihre Echtheit, kann jedenfalls aus der Unrichtigkeit
dieser Hypothese keine Einbuße erleiden, und es kann nur
als Eingeständnis der „gegnerischen" Schwäche aufgefaßt werden, wenn
gerade dieser lächerliche Versuch immer wieder erneuert wird. Jenes
berührte Problem gehört ganz gewiß in die erste Linie aller Probleme
überhaupt. Und wir wären auf diesem Wege sicher bereits viel weiter
vorgedrungen, wenn uns nicht gerade die Psychologie über die Wesens-
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